Richard Wagner wurde anno 1813 in Leipzig geboren, im Jahr der Völkerschlacht bei Leipzig, der bis dahin größten und blutigsten Schlacht der Weltgeschichte. Seine 69 abenteuerlichen Lebensjahre spielen sich zwischen Leipzig, Riga, Paris, Dresden, Zürich, München, Bayreuth und Venedig ab.
Mit Anfang 20 tritt die erste große Liebe in Richard Wagners Leben. Er bringt seine erste Oper auf die Bühne, rebelliert gegen die deutsche Romantik und plant die Eroberung der europäischen Opernwelt.
Eine vierwöchige stürmische Seefahrt wird Wagner zu seinem ersten Meisterwerk inspirieren: "Der fliegende Holländer". Am Ziel der Reise in Paris – dem damals ersehnten Zentrum der Welt – muss er sich erst an den Lärm und den Gestank der industriellen Revolution gewöhnen. Bald erfährt er am eigenen Leib, was Karl Marx einige Jahre später als entfremdete Arbeit beschreiben wird.
Paris, die Stadt der falschen Versprechen ist abgehakt. Mit 29 Jahren steht Wagner als königlicher Kapellmeister an der Semper-Oper in Dresden an einem entscheidenden Punkt seines Lebens: "Der fliegende Holländer" und "Tannhäuser" haben hier ihre Uraufführung. Und Wagner beschäftigt sich intensiver mit der deutschen Mythologie.
Richard Wagner nimmt in Dresden 1849 an der Mairevolution teil und flieht unter falschem Namen über Paris nach Zürich. Im Züricher Exil tritt eine abstoßende Seite Wagners hervor: Mit 37 Jahren schreibt er unter Pseudonym ein antisemitisches Pamphlet, das er 19 Jahre später in erweiterter Form unter eigenem Namen veröffentlichen wird. Währenddessen wird sein "Lohengrin" von seinem zukünftigen Schwiegervater Franz Liszt in Weimar uraufgeführt. Und es entsteht "Der Ring des Nibelungen".
Zwischen Wuppertal und Düsseldorf entdeckt ein Naturforscher die Skelettreste eines vorzeitlichen Menschen im sogenannten Neandertal, während sich die erste Weltwirtschaftskrise anbahnt. Und Wagner gelingt es, eine neue Liebschaft mit der Sanierung seiner ständigen Schulden zu verbinden. Mit seinem "Tristan" setzt er dieser Liebe ein Denkmal.
Wir schreiben das Jahr 1860: Richard Wagner ist Ende 40 und sorgt in Frankreich für Jubel und Skandale. Mit dem "Tannhäuser" könnte Wagner endlich die Pariser Opernwelt erobern, aber er scheitert erneut. In Wien werden Stücke aus dem "Ring des Nibelungen" zu Hits im Konzertsaal, zu denen die Kaiserin "Sisi" aus der Loge applaudiert.
Wagners Geliebte Cosima bringt die gemeinsame Tochter Isolde zur Welt, während ihr Ehemann als Dirigent die Uraufführung von "Tristan und Isolde" an der Münchner Hofoper probt. Das Wohlwollen und der stets offene Geldhahn des Märchenkönigs Ludwig II. führen zu einem zunehmend wagnerfeindlichen Klima in München. Wagner sieht sich gezwungen, Bayern zu verlassen. Mit 8.000 Gulden königlicher Rente findet er am Vierwaldstätter See auf einer kleinen, grünen Halbinsel ein komfortables Asyl: Haus Tribschen.
Im Sommer 1870 beginnt der Deutsch-Französische-Krieg, in dem 190.000 Soldaten sterben und über 230.000 verwundet werden. Das Deutsche Reich entsteht durch die sogenannte "Blut und Eisen"-Politik und verändert das Machtgefüge Europas. Und Richard Wagner wählt Bayreuth als Festspielort für sein Götter- und Germanen-Drama "Der Ring des Nibelungen".
Richard Wagner verliebt sich mit Mitte 60 noch einmal neu und lässt sich davon künstlerisch inspirieren. Vom neuen Deutschland mit seiner exzessiven industriellen Aufrüstung ist er enttäuscht. Bevor sein Leben mit 69 Jahren ein Ende findet, gelingt ihm ein letzter musikalischer Triumph.
BR | 2023 | 10 Folgen
Autor: Jörg Handstein
Moderation: Udo Wachtveitl
Sprecher:innen: Viola von der Burg, Götz Argus, Hemma Michel, Stefan Murr, Horst Sachtleben, Christian Baumann, Ariane Payer
Redaktion und Regie: Bernhard Neuhoff
Eine Produktion von BR Klassik für den BR, Bayerischer Rundfunk