Arnold Schönberg war extrem abergläubisch und fürchtete die Zahl 13. Also schrieb er eben Zwölftonmusik. Schon das Wort lässt manchem das Blut in den Adern gefrieren. Doch Arnold Schönberg erschöpft sich keinesfalls in spröder Gehirnakrobatik. Davon zeugt der innere Reichtum seiner Variationen für Orchester op. 31 aus dem Jahr 1926.
Als "Riesenschlange" bezeichnete ein Wiener Kritiker boshaft Bruckners 7. Sinfonie. Doch diesmal konnte kein Nörgler der Erfolg aufhalten. Das Werk mit seinen Wagner-Tuben und monumentalen Steigerungen gilt als sein Bedeutendstes und die Leipziger Uraufführung 1884 brachte dem 61jährigen Komponisten den lang ersehnten Durchbruch.
Barbers Adagio von 1938 hält bis heute den Weltrekord in der Disziplin "traurige Musik": Der 2. Satz seines Streichquartetts op. 11 erklang auf Beerdigungen amerikanischer Präsidenten und untermalte emotionale Filmszenen, ob in "Platoon" oder "Die wunderbare Welt der Amelie". Dem Sog dieser Kammermusik kann sich kaum jemand entziehen.
Bei Granados' Meilenstein der spanischen Klaviermusik liegen Glück und Pech nah beieinander. Mit "Goyescas" schreibt er 1911 sein wichtigstes Werk, inspiriert von Bildern des Malers Francisco Goya. Doch der Erfolg des Werks und der gleichnamigen Oper trägt indirekt zu Granados' frühem Tod im Alter von 48 Jahren bei...
Ein bewegendes Frauenschicksal steht im Zentrum von Verdis beliebter Oper: Eigentlich glaubt die Pariser Edelhure Violetta längst nicht mehr an die Liebe. Doch dann taucht der fesche Alfredo auf – der Beginn einer Love-Story mit tödlichem Ausgang und unsterblicher Musik ...
"Ich habe zwei Handicaps: ich bin eine Frau und in meinen Adern fließt schwarzes Blut", beschrieb Florence Price ihre Rolle im amerikanischen Musikbetrieb. Geschafft hat sie es trotzdem: 1933 wurde ihre 1. Sinfonie in Chicago als erstes großes Werk einer schwarzen Komponistin von einem renommierten Orchester uraufgeführt.
Ohrwürmer, große Gefühle, Intrigen und mittendrin eine starke Frau – die lustige Witwe hat es in sich. Mit der Wiener Premiere von 1905 beginnt ein neuer Siegeszug der Operette. Und aus dem unbekannten Militärkapellmeister Franz Lehar wird der meist aufgeführte Komponist seiner Zeit.
Um seine Schreibblockade zu überwinden, macht sich Rachmaninow 1934 an Variationen über sein Lieblingsthema von Paganini. Das Ergebnis ist eines seiner berühmtesten Werke für Klavier und Orchester mit romantischen Ohrwürmern und einem Gruß aus dem Jenseits.
Eine Autobiografie in Tönen komponiert Smetana 1876. Der Komponist ist auf dem Gipfel, gilt als Schöpfer der tschechischen Nationalmusik. Doch über seinem Leben liegt ein Schatten: die hereinbrechende Taubheit. In seinem 1. Streichquartett blickt er zurück auf Freuden und Qualen seines Lebens.
Giuseppe Verdi komponierte eine der bewegendsten Totenmessen der Musikgeschichte. Dabei war er selbst gar nicht religiös und hielt von katholischen Priestern herzlich wenig. Mit seiner "Messa da Requiem" von 1874 ehrt er den Dichter Alessandro Manzoni und setzt ein Zeichen für die Einheit Italiens.
Geburtsstunde eines Genies: 1799 traut sich der immerhin schon fast 30jährige Beethoven an seine erste Sinfonie und räumt schon mit dem ersten Akkord gründlich auf mit den Konventionen. Die Tonart C-Dur steht für Neubeginn in einer Epoche des Umbruchs.
Manuel de Falla war noch niemals in Granada, als er 1909 mit der Arbeit an seinem berühmten Orchesterwerk beginnt, mit dem er den Gärten neben der Alhambra ein Denkmal setzt. Der Andalusier lebt damals in Paris und ist schwer beeindruckt von der Musik Debussys. Auf Flamenco möchte er aber trotzdem nicht verzichten...
Wo andere im Urlaub ihren Hobbys frönen, kannte Johannes Brahms nur eins: Komponieren. Aus der Sommerfrische in Pörtschach am Wörthersee bringt er seine wunderschöne G-Dur-Sonate für Geige mit zurück. Ein Werk, in dem er seine Inneres offenbart wie selten sonst.
Nach dem Welterfolg mit seiner "Rhapsody in Blue" will George Gershwin es und schiebt 1925 gleich ein komplettes Klavierkonzert hinterher - wieder unter dem Motto "Klassik meets Jazz". Dem Time Magazine ist der aufstrebende Komponist eine Titelstory wert...
Die Musikgeschichte ist reich an Ohrwürmern, aber kaum einer hat so viele Komponisten inspirert wie "La Follia" – von Barock bis Pop. Am prominentesten: Arcangelo Corelli. Der Italiener schrieb 23 Variationen über den Tanz, der alle verrückt macht. Dabei ist seine Follia-Version von 1700 eigentlich nur der letzte Satz einer Violinsonate.
Inspiriert von Shakespeares Komödie schreibt Mendelssohn noch als Jugendlicher eine geniale Ouvertüre. Später erweitert der Frühromantiker sie zu einer hinreißenden Schauspielmusik. Am berühmtesten wird der Hochzeitsmarsch, der heute bei kaum einer Trauungszeremonie fehlen darf.
Alle älteren Folgen von Meisterstücke der klassischen Musik gibt es hier in der Audiothek.
1967 in Borken geboren, nach nur einem Jahr in den hohen Norden verschleppt, wuchs er in Kiel auf. Nach dem Zivildienst in Rendsburg studierte er an der Bremer "Hochschule für Künste" Musikerziehung mit Hauptfach Klavier und ging anschließend für ein kulturjournalistisches Aufbaustudium nach Hannover. Seine journalistische Laufbahn begann er als freier Mitarbeiter beim Klassiksender von Radio Bremen. 1995 volontierte er beim WDR in Köln und arbeitet dort seitdem als Redakteur. Er ist Autor zahlreicher Features zu Musik- und Unterhaltungsthemen, moderiert die WDR5-Sendung "Liederlounge" und gelegentlich "Satire Deluxe". 2010 erhielt er den Felix-Rexhausen-Preis. Michael Lohse ist Stipendiat der Heinz-Kühn-Stiftung und der Internationalen Journalistenprogramme. 2017 und 2019 vertrat er Korrespondenten im ARD-Studio Kairo. Michael Lohse mag Humor und klassische Musik. Beides kombiniert er in der Reihe "Meisterstücke", die er in WDR 3 präsentiert.
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