Felix Mendelssohn, gesprochen von Sabin Tambrea ("Babylon Berlin"), wird unterdessen zu einem der berühmtesten Komponisten seiner Zeit. In ganz Europa wird seine Musik geliebt und bewundert, viele seiner Werke, wie etwa der Hochzeitsmarsch, sind bis heute Welthits. Eine spannende Familiengeschichte und Geschwisterbeziehung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, geprägt von patriarchalen Strukturen und vom Anpassungsdruck konvertierter Juden. Und voller berührender und mitreißender Musik.
Fanny und ihr drei Jahre jüngerer Bruder Felix brillieren schon früh mit allem, was sie anpacken. Mit 13 Jahren kann Fanny alle 24 Präludien aus Bachs Wohltemperiertem Klavier auswendig spielen. Vater Mendelssohn verzichtet auf eine Zurschaustellung seiner Wunderkinder und lässt sie mit einem Hauslehrer glücklich und behütet im trauten Heim aufwachsen. Um sie vor den zunehmenden Anfeindungen gegen Juden zu schützen, lässt er sie taufen und gibt ihnen den christlichen Beinamen Bartholdy.
Felix führt in Berlin seine Schauspielmusik "Ein Sommernachtstraum" mit dem später weltberühmten Hochzeitsmarsch im Gartenhaus des neu bezogenen Familienpalais auf. Die Sonntagsmusiken der Mendelssohns werden vom who's who der Zeit besucht, wie dem Forscher Alexander von Humboldt, dem Philosophen Friedrich Hegel oder dem "Teufelsgeiger" Paganini. In diesem halbprivaten Raum kann auch Fanny sich musikalisch entfalten. Und ihr Bruder trägt drei ihrer Stücke unter seinem Namen in die Öffentlichkeit.
Felix ist 20 Jahre alt und während Fanny zuhause in Berlin unter seiner Abwesenheit leidet und ihm einen Liederkreis widmet, sammelt er auf seiner Sommerreise durch Schottland neue Eindrücke, die ihn musikalisch inspirieren. Sein erster Aufenthalt in der pulsierenden Millionenstadt London wird ein voller Erfolg.
Fanny heiratet und heißt fortan Fanny Hensel. Mit ihrem Mann zieht sie ins Gartenhaus ihrer Familie und verfügt so über einen eigenen Konzertsaal. Doch ihr Vater hält nichts von einer modernen Künstlerehe. Und der endlich heimgekehrte Bruder bricht schon bald wieder auf Tour Richtung Italien auf, wovon sie selbst vorerst nur träumen kann.
Die Cholera-Pandemie versetzt auch der gebildeten Oberschicht einen gehörigen Schock, denn die Medizin ist ratlos. 1831 werden die ersten Toten aus Berlin gemeldet und Fanny komponiert ein Oratorium zu ihrem Gedächtnis. Felix flieht nach Paris, wo er den Newcomern Franz Liszt, Frederic Chopin und Clara Wieck begegnet, heute bekannt als Clara Schumann. Schließlich erkrankt auch Felix und bleibt Berlin und seiner Schwester lange fern.
Felix wird mit 26 Jahren Kapellmeister am Gewandhaus Leipzig. Seine Schwester Fanny lässt sich durch seine kritischen Anmerkungen nicht aus der Ruhe bringen und präsentiert das erste avancierte Kammermusikwerk. Zwei Todesfälle in der Familie werden die Geschwister jedoch schwer belasten.
Felix findet endlich seine große Liebe. Die Gründung einer eigenen Familie und internationale Verpflichtungen halten ihn auf Trab. Er lässt sich Zeit, seine Braut endlich zuhause vorzustellen. Unter der Leitung von Fanny entwickeln sich die häuslichen Sonntagmusiken zu einer kulturellen Attraktion Berlins.
Neun Jahre nach ihrem Bruder realisiert Fanny ihren großen Traum einer Italienreise. Während sie die schönste Zeit ihres Lebens erlebt und endlich als bedeutende Komponistin wahrgenommen wird, findet Felix vor lauter Verpflichtungen kaum Zeit zum Komponieren.
Felix wird Königlich Preußischer Kapellmeister von König Friedrich Wilhelm IV. und verkehrt in den allerhöchsten Kreisen: Im Potsdamer Schlosstheater wird sein Sommernachtstraum mit dem berühmten Hochzeitsmarsch aufgeführt, Königin Viktoria und Prinz Albert laden ihn zum privaten Musizieren in den Buckingham-Palace. Und Fanny komponiert ihre berühmtesten Stücke.
Nur noch zwei Jahre haben Fanny und Felix Mendelssohn vor sich. Ein letztes Mal werden sie gemeinsam am Klavier sitzen und ihren Erfolg gemeinsam feiern. Die Sehnsucht nach Stille und Einkehr wird bei Felix immer stärker. Ein Widerspruch zu seinem unermüdlichen Schaffensdrang und seinem gehetzten Leben. Und Fanny wagt endlich den Befreiungsschlag von ihrem Bruder und beginnt ihre Werke unter ihrem Namen zu veröffentlichen.
Der Bayerische Rundfunk hat in der Reihe BR Klassik Wissen bisher elf aufwendig produzierte Hörbiografien von bekannten Komponisten veröffentlich. Der Autor ist der Musikwissenschaftler Jörg Handstein. Die aufwendig produzierten Hörbiografien vermitteln auf unterhaltsame und kurzweilige Art die Lebensgeschichten berühmter Komponistinnen und Komponisten. Wer waren Mozart, Mahler, Schumann, Schubert, Fanny und Felix Mendelssohn? Wer Beethoven, Brahms, Wagner, Tchaikovsky und Verdi? In welcher Zeit entstanden ihre Werke? Und wie hat ihr Leben ihre Musik beeinflusst? Als Sprecher wurden namhafte Schauspielerinnen und Schauspieler verpflichtet, die mit ihren Stimmen die Vergangenheit lebendig werden lassen: Matthias Brandt, Martina Gedeck, Brigitte Hobmeier oder Cornelius Obonya und viele andere. Zahlreiche Musikbeispiele sowie etliche vollständige Werke, von bedeutenden Musikerinnen und Musikern auf hervorragendem Niveau eingespielt, vergegenwärtigen das Schaffen der Komponisten. Alle Zitate folgen den Quellen – schließlich ist das, was wirklich passiert ist, spannender als alle später erfundenen Anekdoten. So wird fundiertes Wissen zum fesselnden Hörgenuss.
BR | 2019 | 10 Folgen
Buch: Jörg Handstein
Cast: Udo Wachtveitl (Erzähler), Sabin Tambrea (Felix), Martina Gedeck (Fanny).
Zitator:innen: Krista Posch, Gert Heidenreich, Hans Jürgen Stockerl.
Ton und Technik: Fabian Zweck
Redaktion und Regie: Bernhard Neuhoff
Eine Produktion von BR Klassik, Bayerischer Rundfunk