Nicht erst seit Will Smiths Ohrfeige 2022 stehen die Oscars auch für Skandale. Zehn Filme haben eine besondere Rolle dabei gespielt, die Oscars zu dem zu machen, was sie heute sind. Ob Rassismus, die Benachteiligung von Frauen oder die Ausgrenzung von Homosexualität: immer wieder werden in Hollywood Grenzen verschoben oder eingerissen. Die Oscar-Verleihung bietet dazu immer wieder die ganz große Bühne.
Gemeinsam mit zwei Mitstreitern beschloss Louis B. Mayer in den 1920er-Jahren, eine Akademie zu gründen, die zum einen die Interessen der Studios vertreten und zum anderen deren Filme mit Preisen promoten sollte. Von Anfang an ging es bei den Oscars nicht um den besten Film, sondern um den besten Werbeeffekt. Von der allerersten Oscarverleihung am 16. Mai 1929 im Hollywood Roosevelt Hotel gibt es nicht einmal Fotos. In den kommenden Jahrzehnten sollte die Popularität der Oscarverleihung stetig steigen, zu ihrer wahren Bedeutung als globale Marketingaktion für Hollywood kam sie aber erst 1953 – im Jahr ihrer ersten Fernsehübertragung.
Denn so viel Wirbel auch bis heute um den Oscar gemacht wird: Er bleibt eine Show, in der nicht unbedingt das beeindruckendste Werk, sondern oft das größte Spektakel gewinnt. Man erinnere sich nur an das Jahr 1991, als Kevin Costners Western "Der mit dem Wolf tanzt" sich durchsetzte gegen "Goodfellas" von Martin Scorsese und "Der Pate III" von Francis Ford Coppola. Immer wieder wurde das Scheinwerferlicht jedoch auch für andere Zwecke genutzt, wurde die Promoshow politisiert. Durch Marlon Brando zum Beispiel. Statt seinen Oscar für die Hauptrolle in "Der Pate" entgegenzunehmen, ließ er sich 1973 von einer Frau vertreten: Sacheen Littlefeather. Die Native American hielt eine Protestrede gegen die stereotype Darstellung der amerikanischen Urbevölkerung in Hollywood-Filmen.
Ob Proteste gegen den Irak-Krieg, die Kampagne "Oscars So White" gegen die Benachteiligung schwarzer Filmschaffender, oder die auf den Weinstein-Skandal folgende #MeToo-Bewegung – seit jeher schwimmen die Oscars im politischen Zeitgeist. Wobei nicht immer ganz klar ist, ob hier eine Lobbyistenveranstaltung politisiert wird oder ob sich Hollywood – ganz im Sinne des Oscar-Erfinders Louis B. Mayer – mit der Politik genauso schmückt wie mit den extravaganten Roben auf dem roten Teppich.
DW | 2023 | 26 Min.
Autorin: Katja Nicodemus
Redaktion: Oliver Glasenapp, Ulrike Bornhak, Maren Bekker
Produktionsleitung: Rolf Rische, Susannne Lenz-Gleissner
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