Grenzüberschreitende Musikerfahrungen möchte die Hörbar auch heute ermöglichen: in Kuba hören wir Bebo Moré, den Sohn des legendären Beny Moré; im süditalienischen Apulien treffen wir auf die Gruppe Radicanto, die das Erbe der großen Rosa Balistreri lebendig hält.
Ein Blasinstrument zu spielen, heißt, mit etwas so Intimem wie dem eigenen Atem aus seinem Inneren heraus einen schönen Klang zu schaffen.
Volksmusik ganz ohne Folklore. Das verspricht die Formation Dreiviertelblut aus Oberbayern. Sänger Sebastian Horn (bekannt auch von der Band Bananafishbones) und Gerd Baumann (Gitarrist und Filmkomponist) haben sich schon vor einigen Jahren zusammengetan, um eine andere, neue Art von Volksmusik in Bayern zu etablieren, ganz ohne Trachten, bierselige Schunkeleien, süßliche Harmonien und erzkonservative Traditionen. Das Miteinander steht trotzdem im Zentrum ihrer Lieder, denn gerade, weil die Realität auf unserem Planeten immer deprimierender wird, ist es umso wichtiger, Trost und Geborgenheit bei Gleichgesinnten zu finden und in der Musik das Leben zu feiern. Dreiviertelblut tun das mit "Prost Ewigkeit", ihrem neuen und insgesamt fünften Studioalbum. "Ein musikalischer Begleiter für aufgewühlte Seelen in aufwühlenden Zeiten und eine Reise durch die Höhen und Tiefen des Menschseins", verspricht der Ankündigungstext. Und weiter: "Dreiviertelblut malt eine klangliche Vielfalt, die das Leben in all seinen Farben feiert".
Wenn es jemand drauf hat, NICHT so zu klingen wie seine Heimat, dann ist das Carwyn Ellis. Der Künstler aus Wales tanzt musikalisch auf ganz verschiedenen Hochzeiten, am liebsten aber zu Latin-Beats. Mit seinem Projekt Carwyn Ellis & Rio 18 hat er schon mehrfach Musik veröffentlicht, die mehr nach sonniger Brasil-Party klingt als nach dem wolkenverhangenen Einheitsgrau seiner walisischen Heimat. "Fontana Rosa" heißt das jüngste Resultat seiner Lateinamerika-Sehnsucht. Zusammen mit seinem Kollektiv Rio 18 widmet sich Ellis vor allem den lateinamerikanischen Klängen, die durch das kulturelle Spektrum der USA gefiltert worden sind: dem Chicano Soul-Sound Kaliforniens, Nuyorican Pop oder der Salsoul Disco. Die Produktion klingt auch deshalb schon so warm, weil sie in einem legendären Analogstudio in London aufgenommen wurde: den Toe Rag-Studios von Produzent Liam Watson, wo noch massive alte Bandmaschinen den Ton angeben.
Die keltische Göttin Mis soll sich, so will es die Legende, nach dem Tod ihres Vaters in ein wildes, ungezähmtes Wesen verwandelt haben. Ihre Gestalt wird gerne als Metapher verwendet für den Umgang mit Verlust und die Suche nach der eigenen Identität. Erfahrungen, die der – teils in Melbourne, teils in Berlin lebenden – Künstlerin Jesse Monk offenbar nicht fremd sind. Jedenfalls hat sie dem keltischen Mythos jetzt ein ganzes Konzeptalbum gewidmet: "Mis O' The Mountains" klingt teils avantgardistisch, teils archaisch. Auf ruhige, intime Folkmomente folgen manchmal ganz unvermittelt Passagen experimenteller Klangkunst. Jesse Monk mischt hypnotische Rhythmen mit schwebender Melancholie, entwirft surreale Traumbilder und erinnert in ihren besten Momenten an Künstler:innen wie Joni Mitchell oder Sam Amidon. Schon ihr Debütalbum "Continually Becoming" vor zwei Jahren hat aufhorchen lassen, jetzt sind wir gespannt auf den Nachfolger "Mis O’ The Mountains".
Jimi Hendrix ist für viele Gitarrist*innen weltweit bis heute DIE Referenz, und das nicht nur in der Rockmusik. Auch wer eher vom Jazz kommt, wie der Franzose Thomas Naim, kann sich der besonderen Faszination dieses Voodoo-Priesters der E-Gitarre kaum entziehen. Jimi Hendrix‘ Stern leuchtete viel zu kurz, dafür aber umso heller, und die Strahlkraft seiner Musik ist bis heute ungebrochen. Thomas Naim, von verschiedenen Magazinen zu einem der aktuell besten drei Gitarristen Frankreichs gekürt, hat sich vor fünf Jahren schon einmal in Bandbesetzung den "Sounds of Jimi" (Albumtitel) genähert. Jetzt taucht er erneut in die Welt von Jimi Hendrix ein – diesmal aber Solo und ausschließlich mit Akustikgitarre. Ein spannendes Experiment mit hörenswertem Ausgang. Wir stellen "May This Be Love", das neue Album von Thomas Naim in dieser Hörbar vor.
Mit Klangkunst aus Finnland, Jazz Manouche aus der italienischen Romagna, französischem Chanson, Klezmer aus Hamburg oder Afro-Pop aus dem Kongo.
Neuerscheinung aus Wien mit dem wundersamen Namen: Alicia Edelweiss. Gerade noch in Ritterrüstung mit Engelsflügeln, dann schon wieder im aufgeplusterten rosa-grünen Tüll mit dicken Boots und Sternchen im Haar – oder im Geisha-Gewand mit golden angemalter Zunge. Man muss sie einfach gern haben, die österreichisch-britische Künstlerin mit ihrem poetischen Freak-Folk. FURIE hat sie ihr neues Album genannt, aus Österreich zu uns rübergeflattert! Außerdem: Oratniza aus Bulgarien, Né Ladeiras aus Portugal, das Al Mayadine Quartet aus dem Libanon oder auch Irisches mit Michael McGoldrick.
Seine Songs heißen "Half past gon" oder "The Growing Stone", er liebt Lyrik und hat mit James Baldwin zusammengearbeitet, über 25 Alben gehen auf sein Konto und in diesem Jahr ist er 60 Jahre alt geworden: Der belgische Jazzsänger David Linx! Grund zu feiern und neue Wege zu beschreiten. Mit seinem neuen Album "Real Men Cry" beschenkt sich David Linx selbst: Wiedermal ein Album mit erstklassigen Musikern. Und mit Musik, die den Jazzgesang der Gegenwart feiert.
Warm und lyrisch – das ist die Stimme von Hannah Köpf. Mit ihrem neuen Album "Flowermind" wagt sich die Singer-Songwriterin aus Köln diesmal auf uramerikanisches Terrain vor. Folk, Country, Jazz, Gospel und Bluegrass bringt sie zusammen mit großen Gesellschaftsfragen zwischen Klimakrise und Demokratieverständnis – ganz im Sinne von "We shall overcome". Herausgekommen ist ihr "bisher persönlichstes und tiefgründigstes" Album. Frisch auf den Hörbar-Tresen geflattert.
Feuer, Erde, Wasser Luft – das sind die Elemente, mit denen Awa Ly auf ihrem neuen Album spielt: "Essence and Elements". Diesmal geht sie noch bewusster als auf ihren Vorgängeralben den Weg Richtung Afro-Pop, Jazz und RnB, aber sie lässt immer auch Raum für originäre Klänge in westafrikanischer, senegalesischer Tradition. Außerdem: Bluegrass mit den Punch Brothers, A cappella mit Maybebop, die Wladigeroff Brothers aus Wien, die drei Damen von Vesselil aus Dänemark und noch viel mehr Musik grenzenlos im frischen Mix!
"Die schönsten Melodien sind diejenigen, die du summst, wenn du aufhörst zu denken." Abtauchen in den Impressionismus – das macht der Münchner Jazzpianist Chris Gall mit seinem neuen Album "Impressionists Improvised".
Wir blicken mit Zap Mama auf eins der erfolgreichsten Weltmusikalben aller Zeiten, versuchen "Oansno" aus München zu verstehen, folgen Souad Massi von Algerien an die Seine und glauben Johnny Cash gerne, wenn er uns als "Solitary Man" den einsamen Heroen gibt.
Sophie Trost kommt aus Berlin, sie singt und spielt Klarinette, ihre Begleitcombo ist mit Gitarre, Bass und Schlagzeug am Start. Ganz klassisch also, aber alles wirklich schöne Nummern, die sofort ins Ohr gehen. Mal mit ganz persönlichen Geschichten, daneben werden aber auch gesellschaftspolitische Themen aufgegriffen: die Gefährdung der Demokratie, die immer noch bestehenden patriarchalen Machtverhältnisse oder der Ukraine-Krieg. Gesungen wird auf dem Album "Into This World We Plunge" Englisch, Französisch und einmal sogar Katalanisch. Ein Debütalbum mit durchweg sehr fein gemachtem, akustischem Pop mit dezentem Swing-, Chanson und Weltmusikeinschlag.
Außerdem gibt es Wüstenblues der Tuareg mit "Imarha", einen blauen Walzer von den Kapverden, besinnliche Klänge aus der nordischen Mythologie mit "Frigg" und eine Mördergeschichte von Joël Favreau.
Seit vielen Jahren ist Schauspieler Jeff Goldblum nun schon mit seinem Mildred Snitzer Orchestra unterwegs und auch auf dem neuen Album "Still Blooming" gibt es wieder das, wofür ihn seine musikalischen Fans lieben und kennen: gepflegten Old-School-Jazz mit Nummern und aus der goldenen Ära des Swing und des Great American Songbook. Die Hälfte der Songs sind Vokaltitel, wobei der Meister selbst nur einmal zum Mikrofon greift, ansonsten an den Tasten von Klavier und Hammond-Orgel agiert. Aber äußerst illustre Gäste als Sängerinnen mit dabei hat, wie Scarlett Johansson oder Ariana Grande. Außerdem lauschen wir dem "König des Rai" Khaled, Babette Haag tanzt auf ihrer Marimba, die Kölner "Tsaziken" sind in Georgien unterwegs und die dänische Band Phönix erzählen uns die Geschichte vom Schneider und der Sau.
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hr | 2022 | Podcast wochentäglich
Eine Produktion von hr2 Kultur für den Hessischer Rundfunk