Er ist der größte deutsche Maler des 19. Jahrhunderts - gerade weil bei ihm Romantik nichts mit lieblicher Gefühlsduselei zu tun hat. Caspar David Friedrichs Landschaften sind Seelenlandschaften - rätselhaft und so faszinierend, dass sie uns heute noch ansprechen. Der Maler, sagt Friedrich, solle nicht nur malen, was er vor sich, sondern auch, was er in sich sieht. Vor fast 250 Jahren wurde er in Greifswald geboren. Er war zeitlebens eigenwillig, melancholisch und etwas verschroben, aber ein wacher Geist, der auch politisch Position bezog. Nach seinem Tod hat man ihn lange vergessen, aber inzwischen sind seine Bilder zeitlose Ikonen.
Seine Pferde sind blau, seine Füchse lila und seine Schweine rot: Lange bevor die Werbung lila Kühe erfand, malte Franz Marc Tiere ohne jede Rücksicht auf realistische Konventionen. Franz Marc hatte seine ureigene Erklärung: Er wollte das erfassen, was er die Seele der Tiere nannte. Marc war ein sensibler Typ in der turbulenten Zeit um 1900. Die Stadt wurde ihm zu laut, er zog aufs Land, entdeckte seine Liebe zur Natur und zu kräftigen Farben. Mit Wassily Kandinsky gründete er die Künstlervereinigung "Der Blaue Reiter" - damit fing der Expressionismus in Deutschland an, eine neue Sicht auf die Welt.
Eine starke Frau, eine unabhängige Persönlichkeit, eine Pionierin der modernen Kunst: Sonia Delaunays Leidenschaft waren Farben und Muster - ihre Motive waren auf Tanzkleidern ebenso zu sehen wie auf Babydecken. Aber ihre Arbeiten sind nicht einfach Dekoration. Die Formenwelt der russisch-französischen Malerin und Designerin war revolutionär. Van Gogh und Gauguin waren ihre Vorbilder, aber bald schon ging sie weiter zur "Geometrischen Abstraktion" und wurde eine der experimentierfreudigsten Künstlerinnen in Paris. Ein unglaublich vielfältiges Werk entstand, das bis heute fasziniert.
Sie ist immer noch keine Klassikerin, dabei sollte sie längst viel bekannter sein. Jeanne Mammen macht in den 1920er-Jahren Frauenbilder aus dem Berliner Nachtleben zu ihrem großen Thema: Lesben, Revuegirls, Prostituierte, "Garçonnes" - selbstbewusste Frauen ohne falsche Romantik. Jeanne wohnt mitten in der Stadt, in einem Hinterhof am Ku-Damm. Ihre Bilder erscheinen in vielen Zeitschriften - bis die Nazis kommen und sie sich nur mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen kann. Ihre erste Einzelausstellung bekommt sie erst 1960, da ist sie schon über 70. Auch heute noch eine Entdeckung!
Kaum vorstellbar, dass die "Geburt der Venus" über Jahrhunderte völlig unbekannt war. Botticellis Meisterwerke, mit denen er im 15. Jahrhundert die Ideale der Antike wiederbelebte, sind heute weltberühmt und prägen das Schönheitsideal der westlichen Welt. Auch zu seiner Zeit ist Sandro Botticelli erfolgreich – Aufträge der Medici machen ihn wohlhabend. In seinen Frauenbildern erkennen viele die Florentinerin Simonetta Vespucci, damals die "schönste Frau Italiens". Doch der Zeitgeschmack ändert sich, im Barock hat man's gern deftiger. Erst im 19. Jahrhundert wird Botticellis Kunst wiederentdeckt.
Mangelndes Selbstbewusstsein kann man ihm nicht nachsagen: Albrecht Dürer wusste, was für ein Ausnahmetalent er war - und signierte als erster Maler seine Werke mit einem persönlichen Logo, seinem Monogramm. Er schuf Ikonen der Kunstgeschichte wie den Hasen oder die betenden Hände, die sogar auf Andy Warhols Grabstein eingraviert sind. Und er brach Tabus: Dürer zeigte den menschlichen Körper nackt und ohne jede symbolische Überhöhung. Er zeigte das Alter, aber er feierte auch die Schönheit der Natur.
Nicht die gemalten Dinge sind wichtig, sondern die Atmosphäre - das, was zwischen dem Objekt und dem Künstler passiert. Das war Claude Monets Überzeugung - und mit ihr schuf er eine ganz neue Kunstrichtung: den Impressionismus. Seerosen aus dem Garten in Givenchy, Sonnenaufgänge, unscharfe Konturen, flirrendes Licht: Das liebt das Publikum bis heute an seinen Bildern. Der Weg dahin war für Monet nicht leicht. Alles fing an mit einer Dame in Grün...
"Rubensfigur": Den Ausdruck kennen wir bis heute - für kurvenreiche Sinnlichkeit. Peter Paul Rubens, der Starmaler des Barock, machte dralle Damen zu seinem Markenzeichen - geschätzt in ganz Europa, öfters aber auch versteckt in Räumen, die nur Männern vorbehalten waren. Dabei war er kein Aktmaler im modernen Sinn, denn die unbekleideten Frauen auf seinen Bildern sind Figuren aus der Welt der Mythen. Wenn er lebendige Frauen porträtierte wie die mächtige Maria von Medici, dann natürlich in vollem Ornat. Nur einmal machte er eine Ausnahme...
Das Dach ist undicht und zum Heizen bleiben ihm nur die eigenen Manuskripte: Das ist 1839 der Alltag für den "armen Poeten", Carl Spitzwegs berühmtestes Werk - damals umstritten, weil nicht alle das soziale Elend sehen wollten, aber auch gefeiert als subtile Kritik an der Ungleichheit in der Gesellschaft. Spitzwegs Epoche war das Biedermeier, mit konservativem Zeitgeist und einem Rückzug ins Private. In seinen Bildern spiegelt sich all das, aber immer mit einer gehörigen Portion Ironie. Schmetterlingsjäger, Spaziergänger, Bücherwürmer: Spitzweg zeigt sie alle in ihrer Spießigkeit und mit ihren Schrullen.
Sein "Schrei" gehört zu den berühmtesten Bildern der Kunstgeschichte und war sogar Vorlage für ein Emoji. 1893 malte Edvard Munch die entsetzte Figur, nachdem er selbst auf einem Spaziergang von einer Panikattacke überfallen worden war. Extreme Gefühle und extreme Bilder: Munch verarbeitete zahlreiche traumatische Erfahrungen in seiner Kunst. Für einen Skandal sorgte seine "Madonna": nackt und mit roter Baskenmütze, dem Erkennungszeichen der Prostituierten von Paris, wo Munch zeitweise lebte. Er war rastlos, immer unter Strom und enorm produktiv. 1944 vermachte er der Stadt Oslo 27.000 Werke.
"Der einzige Unterschied zwischen einem Verrückten und mir ist der, dass ich nicht verrückt bin." Nicht alle haben ihm das geglaubt. Der spanische Maler Salvador Dalí war ein Genie der Verwirrung und Provokation. So rätselhaft wie seine surrealistischen Bilder, so exzentrisch waren auch seine öffentlichen Auftritte. Träume und Albträume, sexuelle Fantasien und Psychotrips waren die Quelle seiner Bilderwelten, dazu eine schrille Beziehung mit seiner Frau Gala - all das macht aus Dalí schon zu Lebzeiten eine Legende. Bis heute sind seine Gemälde der Inbegriff des Surrealismus.
Die Zeiten sind hart, die Gesichtszüge ernst. Max Beckmann war einer der großen Selbstdarsteller in der Malerei, aber auf keinem seiner Bilder lächelt er. Viel Grund dazu hatte er auch nicht: traumatische Erfahrungen im Ersten Weltkrieg, später von den Nazis als "entartet" verfemt. Sein Stil mit schwarzen Konturen und scharfen Kontrasten gilt aber heute noch als charakteristisch für das Menschenbild der Moderne. Beckmann starb 1950 auf dem Weg ins New Yorker MOMA, wo damals schon ein echter Beckmann hing. Natürlich ein Selbstporträt. 2022 wurde eines seiner Selbstbildnisse für 20 Millionen Euro versteigert - Rekord in Deutschland.
Er war der erste afroamerikanische Maler, der in der weißen New Yorker Kunstszene ein Star wurde und doch blieb Jean-Michel Basquiat ein Außenseiter. Anfang der 1980er-Jahre gab‘s einen riesigen Hype um das junge Genie aus Brooklyn. Die Kritik feierte ihn, labelte ihn aber als Exoten aus armen Verhältnissen, bald darauf auch als Andy Warhols "Maskottchen". Mit 27 starb er, der nie ein "Schwarzer Künstler", sondern immer nur ein Künstler sein wollte, an einer Überdosis Heroin. Basquiats Bilder erzählen vom täglichen Rassismus, von Gewalt und Ungleichheit und sind leider immer noch aktuell.
Er ist ein bahnbrechender Künstler und Mitbegründer der Künstlergruppe "Brücke": Ernst Ludwig Kirchner. Mit schrillen Farben und Formen prägt er den deutschen Expressionismus. Oft malt er Frauen - Erwachsene, aber auch junge Mädchen. Nicht selten nackt. Wie Fränzi: eine Achtjährige als Muse? Kinder in pornografischen Posen? Deswegen wird heute viel über Kirchner und die Brücke-Maler diskutiert: Wie weit darf Kunst gehen? War Ernst Ludwig Kirchner pädophil? Oder doch eher ein Selbstvermarkter, der mit Tabubrüchen das Publikum provozieren wollte?
Privat soll sie eine Draufgängerin gewesen sein und eine Frohnatur, in ihren Beziehungen Männern und Frauen zugewandt: die Malerin, Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz. Ihre Kunst ist ernst: Ihre Bilder zeigen Kranke, Arme, Kriegsopfer, Gefangene - Outsider der Gesellschaft. Käthe erhebt ihre Stimme gegen soziale Ungerechtigkeit und spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland. Sie wird die erste Professorin in der Akademie der Künste Berlin, 1919. Ihr berühmtes Anti-Kriegs-Plakat sieht man noch heute auf Friedensdemos. Eine starke und kämpferische Frau.
Seine farbenprächtigen Aquarelle von norddeutschen Landschaften, wilden Wolken und bunten Blumen haben Emil Nolde weltberühmt gemacht. In Nazi-Deutschland wird er für seinen expressionistischen Stil als "entarteter Künstler" an den Pranger gestellt, erhält 1941 sogar Berufsverbot. Doch Nolde ist selber Nazi, ein Rassist und Antisemit. Erst 2019 wird seine rechte Gesinnung bekannt. Daraufhin verbannt Angie Merkel die Nolde-Bilder aus ihrem Büro im Kanzleramt. Diskussionen kommen auf: Kann man die Betrachtung von Werk und Künstler trennen? Im Nolde-Museum setzt man sich heute kritisch mit dem Erbe des Malers auseinander.
Dem jüdischen Kunststudenten Felix Nussbaum aus Osnabrück wird in der Berliner Kunstszene eine große Zukunft vorausgesagt - bis das Nazi-Regime diesen Traum vernichtet. Nussbaum muss seine Heimat verlassen und wird auch im Exil verfolgt. "Wenn ich untergehe, lasst meine Bilder nicht sterben", wünscht er sich, als er 1943 sein "Selbstbildnis mit Judenpass" malt. Das Bild entsteht im Versteck in Brüssel. Wie kaum ein anderer Künstler seiner Generation hat er in seinen Bildern die Judenverfolgung verarbeitet. 1944 malt er sein letztes Bild, bevor er nach Auschwitz deportiert und ermordet wird.
Wer als Maler Karriere machen will, muss es im 19. Jahrhundert mit seinen Bildern in den Pariser Salon schaffen. Auf seiner Suche nach Anerkennung wählt Édouard Manet den Weg der Provokation: Nacktheit - damals ein Tabu. Zum echten Skandal wird seine "Nana", eine Kokotte. Das ist nicht nur die französische Bezeichnung für einen Schmortopf, sondern auch für Prostituierte. Das Bild der selbstbewusst dreinschauenden Sexarbeiterin wird im Pariser Salon empört abgelehnt. Als es später im Schaufenster eines Ladens ausgestellt wird, sorgt es für solche Aufregung, dass es auf Anordnung der Polizei entfernt werden muss.
Rembrandt hat sich rund 80 Mal selbst porträtiert - und dabei das wahrscheinlich erste Duckface der Selfie-Geschichte geschaffen. Eines der bekanntesten Gemälde der Welt ist "Die Nachtwache". Es macht Rembrandt unsterblich. Unsterblich verliebt ist er in Saskia van Uylenburgh, die Tochter des Amsterdamer Bürgermeisters, die ihm Modell und Muse wird. Sie ist die starke Frau an seiner Seite, die ihn finanziell unterstützt, in die High Society einführt und ihn managt. Saskia ermöglicht ihm, ein Jahrhundertkünstler zu werden. Ihr früher Tod trifft ihn hart und nun geht es auch mit seiner Karriere bergab.
Eigentlich will sie Ärztin werden. Doch bei einem Busunfall durchbohrt eine Haltestange Frida Kahlos Becken und ihren Rücken, zertrümmert ihre Beine. Die damals 18-Jährige ist monatelang ans Bett gefesselt. Sie beginnt zu malen. Im Fokus der Werke: fast immer sie selbst. In ihren Bildern verarbeitet sie ihr Leid und ihre Lebenssituation, die turbulente Beziehung zum Künstler Diego Rivera oder die Trauer über mehrere Fehlgeburten. Typisch für die kämpferische Mexikanerin: ihre auffälligen Augenbrauen und ein Damenbart. Mit ihrer Kunst und ihrem Auftreten rebelliert sie gegen gesellschaftliche Konventionen und Stereotype.
Am 27. Juni 2023 wurde Gustav Klimts "Dame mit Fächer" in London für 99,2 Millionen Euro versteigert. Nie wurde bis dahin in Europa bei einer Auktion mehr für ein Kunstwerk bezahlt. Klimt war damals wie heute ein Phänomen. Seine Werke sind das Aushängeschild der Wiener Secession um 1900: Genial verbindet er fließende Formen, luxuriöse Stoffe, glänzende Farben - inklusive Blattgold - und erotische Szenen. Im Mittelpunkt immer: Frauen. Nicht nur künstlerisch hatte Gustav Klimt ein großes Faible für alles Weibliche: Als er 1918 mit 56 Jahren stirbt, erheben 14 Frauen Anspruch auf sein Erbe.
Der deutsche Kaiser schimpfte über seine "Schmutzkunst", aber die Franzosen feierten ihn: Max Liebermanns Weg zum Starkünstler war ein Umweg. Er malte das Leben der einfachen Leute, Frauen vor allem. Das war dem deutschen Publikum zu düster. Als seine Bilder heller wurden und die Magie des Lichts einfingen, kam auch in Deutschland der Durchbruch: Der jüdische Maler Liebermann wurde der bedeutendste deutsche Impressionist - bis Hitler kam. Liebermann sagte: "Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte." Er wurde verboten, starb verbittert, aber ist heute einer der Größten.
Heute gilt sie als eine der wichtigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Zu Lebzeiten kannte man sie allenfalls als Partnerin von Wassily Kandinsky oder als Mitglied des "Blauen Reiter". Dabei war Gabriele Münter mindestens so innovativ wie ihre männlichen Kollegen. Nur: Von Frauen erwartete das niemand. "Dass eine Frau ein ursprüngliches, echtes Talent haben und ein schöpferischer Mensch sein kann, das wird gern vergessen", notierte sie 1926. Ihr genialer Einsatz der Farben, die kraftvollen Konturen ihrer Motive, ihr ganz eigener Stil: All das wurde erst nach ihrem Tod von der Kunstwelt erkannt.
Alles kann Material für die Kunst sein - davon war Kurt Schwitters überzeugt. In der Collage bekommt selbst Müll eine neue Bedeutung. Von Zeitungsschnipseln bis zum monumentalen "Merzbau" in seiner eigenen Wohnung, in dem er Socken, Zigarettenstummel und so manches mehr verbaute, hat Schwitters mit unbändiger Energie das Neue, das Andere gesucht. Auch im vermeintlichen Nonsens. Schwitters ist DER deutsche Dadaist. Schräge Lautgedichte, kühne Installationen, Überraschung und Provokation: Schwitters kämpfte mit seinem Unsinn gegen den Wahnsinn der Welt.
In Amsterdam gab es im Frühjahr 2023 eine Jahrhundertausstellung mit so vielen Vermeer-Bildern wie noch nie. 37 Gemälde des Niederländers Jan Vermeer sind bekannt, alles Meisterwerke in der Inszenierung des Lichts. Sein "Mädchen mit dem Perlenohrring" ist heute eine Pop-Ikone. Aber auch die anderen Bilder haben eine unvergleichliche Magie: Nie zuvor hat der Alltag so geleuchtet, nie zuvor hat ein Maler einfache private Szenen mit Mädchen und Frauen so gestaltet, als hätten sie ein großes Geheimnis. Nach seinem Tod 1675 wurde Vermeer vergessen. Wiederentdeckt haben ihn die Impressionisten.
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Redaktion: Annette Plomin und Christoph Bungartz
Eine Produktion von Leitwolf Film im Auftrag des NDR, Norddeutscher Rundfunk