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Leonard Cohen: Beautiful Loser und Weltstar

Porträt des Songwriters

Leonard Cohen: Beautiful Loser und Weltstar

Leonard Cohen war 25 als er schrieb, er wolle die „introvertierten Jugendlichen, Liebende in allen Stadien der Pein, enttäuschte Platoniker, Porno-Gucker, Mönche und Papsttreue" erreichen. Bis heute hat er deutlich mehr Menschen erreicht. „Hallelujah", „Suzanne" und „So long, Marianne" zählen zu den meistgehörten und meistgecoverten Songs weltweit.

Comeback eines Betrogenen

Vielleicht ist er der größte Schriftsteller aller Zeiten, nach Shakespeare, das sagt zumindest die Mutter von Diviam Hoffmann, Host des Podcasts „So Long, Cohen". Ganz sicher ist Leonard Cohen ein Megastar der Popgeschichte. Musikerinnen und Musiker aller Generationen ziehen ihren Hut vor ihm, darunter Nick Cave, Nirvana, John Cale. Kaum ein Song wurde öfter gecovert als „Hallelujah". Diviam Hoffmann ist mit seinem ersten Album „Songs of Leonard Cohen" aufgewachsen, 30 Jahre nach dessen Erscheinen. Und hinter „So Long, Marianne" verbirgt sich eine der schönsten und tragischsten Liebesgeschichten aller Zeiten.

Mood Booster auf Hydra

Der Kanadier Leonard Cohen ist nach London gegangen, um neu anzufangen und als Schriftsteller durchzustarten. Da steht er nun im Regen. Und die depressive Stimmung bleibt. Da geht er nach Hydra, eine griechische Insel ungefähr 60 Kilometer vor der Küste Athens. Hier treffen sich Künstlerinnen und Künstler, Cohen schreibt seinen zweiten Roman, „Beautiful Losers". Er lernt die Norwegerin Marianne Ihlen kennen. Sie verbindet eine romantische Liebe, doch das Geld ist knapp, Drogen machen die Runde. Und es gibt einen Wendepunkt in Leonards Künstlerleben: Er schreibt einen Song.

Rasierklingen zum Album

Leonard Cohens zweiter Roman, „Beautiful Losers“, ist endlich draußen – und floppt. In New York trifft er die Folksängerin Judy Collins, ihr singt er „Suzanne“ vor. Du musst auf die Bühne, sagt Judy Collins. Der erste Auftritt ist ein Fiasko. Sie treten gemeinsam auf, das Publikum ist für Judy Collins da, Leonard Cohen ist ein Niemand, das Publikum will ihn nicht hören. Noch nicht. Bis er mit seinen traurig-düsteren Texten, eingängigen Melodien und der raunenden Stimme den Nerv gleich mehrerer Generationen trifft. Schreibt Cohen Musik für Depressive? „Quatsch mit Soße“, sagt der deutsche Schriftsteller Burkhard Spinnen.

Lonesome Ladies' Man

Viele Frauen liegen Leonard Cohen zu Füßen. Er hat eine Aura, sagt der kanadische Cohen-Biograf Ira Nadel, wie ein „elektrisches Feld". Er hat Affären mit Joni Mitchell und Janis Joplin. Und dann lernt er Suzanne Elrod kennen, für die er zwar nicht das Lied „Suzanne" geschrieben hat, das gab es früher, mit der er aber zwei Kinder bekommt: Lorca und Adam. Sie verbringen viel Zeit zusammen auf der Insel Hydra, wo Leonard Anfang der 60er ein Haus gekauft hat: für 1.500 Dollar. Leonard Cohen hat Selbstzweifel, Depressionen begleiten ihn. Sein Schreiben ist wie ein Sog. Er arbeitet gründlich und schier endlos. Zum Beispiel an „Hallelujah".

Hallelujah

Leonard Cohen braucht immer wieder neue Anreize und Veränderungen, er nennt es „Stimulation". Er wechselt nicht nur die Liebschaften, sondern arbeitet auch mit dem exzentrischen Produzenten Phil Spector zusammen und nimmt eines seiner seltsamsten Alben auf: „Death Of A Ladies' Man". Danach kehrt wieder zu ‚seinem‘ Produzenten John Lissauer zurück. Einer der ersten Songs, die sie jetzt zusammen aufnehmen, ist „Hallelujah". Cohen hat endlos daran gefeilt. Als der Song fertig ist, sind alle begeistert – nur sein Label nicht: „Leonard, we know you're great, we just don't know if you're any good." Später wird es ein Welthit, und auch jüngere Menschen kennen es aus „Shrek", gesungen von John Cale. Nicht nur „Hallelujah" wird ein Welthit. Cohen muss viel Geld verdient haben in seinem Leben – und er hat viel verloren. Mitte der 90er betrügt ihn seine Managerin um 5 Millionen Dollar. Cohen geht mit Mitte 70 nochmal auf Tour, um Geld einzuspielen. Und startet nochmal richtig durch. „Der Moment, in dem du alles umarmst und dir sagst: Schau, ich verstehe rein gar nichts – Hallelujah!" (Leonard Cohen).

Trailer: So Long, Cohen

Zu Leonard Cohens 90. Geburtstag: Ein Podcast

Was hat den melancholischen Musiker zu einem der meistgecoverten Sänger gemacht? Das beleuchten Diviam Hoffmann und Denise Fernholz in dem fünfteiligen ARD-Podcast „So Long, Cohen". Die Autorinnen kommen zu dem Schluss: Der Singer-Songwriter Leonard Cohen führte ein Leben voller Ups and Downs, er war immer auf der Suche, hatte Angst, sich auf etwas einzulassen, und Selbstzweifel. Er war so, wie viele von uns heute sind. Das führte ihn zum Erfolg. „Der Moment, in dem du alles umarmst und dir sagst: Schau, ich verstehe rein gar nichts – Hallelujah!" (Leonard Cohen).

Der Podcast „So Long, Cohen" ist eine gemeinsame Produktion von NDR und rbb. Er erscheint zusammen mit der großen internationalen Serie „So Long, Marianne", eine Koproduktion von NDR, WDR und SWR, die seit 22. September in der ARD Mediathek zu sehen ist.

Wer sind die Hosts?

Die Musikjournalistin Diviam Hoffmann ist Host und Autorin des ARD-Podcasts „So Long, Cohen". Sie hat in Berlin und Paris Literaturwissenschaften studiert. Ihre Themen sind Pop, Gesellschaft und Feminismus. Sie lebt in Berlin.

Credits

NDR | 2024 | 5 x 25 Min.
Hosts: Diviam Hoffmann, Denise Fernholz
Eine gemeinsame Produktion des NDR und rbb

Logo NDR (Bild: NDR)
Logo rbb (Bild: rbb)
Sänger und Songwriter Rhodes bei einem Auftritt.

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