Ursprünglich als Ballett konzipiert, ist Ravels "Boléro" mittlerweile aus den Konzertsälen nicht mehr wegzudenken. Allerdings waren nicht alle bei der Uraufführung in Paris begeistert. Fünfzehn Minuten lang immer derselbe Rhythmus, dieselbe Tonart und nur zwei Melodien, von denen die eine die Zwillingsschwester der anderen ist. Das war man nicht gewohnt und es schien unerträglich.
Ravel jedoch hatte die Verwirrung vorhergesehen: Der Abend war ein Ballettabend, die Tänzerin Ida Rubinstein hatte das Stück eigens bei ihm bestellt und Ravel hat im Programm das Publikum gewarnt, es würde hier nichts passieren: keine Gegensätze, keine Entwicklung, nicht einmal der Versuch, Virtuosität zu produzieren. Wer an Verdi und Puccini gewöhnt ist, glaubt das natürlich nicht. Und wer dann 300 Takte lang immer dieselbe Melodie hört, immer denselben Rhythmus und immer dieselben zwei Töne im Bass, der wird – wenn kurz vor Schluss die Sache plötzlich abrupt nach E-Dur umkippt – total verdattert im Sessel sitzen. Und vermutlich den Komponisten für verrückt erklären. Und dieser freut sich auch noch, ihm Recht geben zu dürfen.
Zum Abschluss der Saison 2020/21 sollte der amerikanische Jazzvirtuose Chick Corea in die Elbphilharmonie kommen. Gemeinsam mit Alan Gilbert und dem NDR Elbphilharmonie Orchester hätte er anlässlich seines 80. Geburtstages sein eigenes Klavierkonzert interpretiert und dabei ganz bestimmt nicht nur seine riesige Fan-Gemeinde nachhaltig beeindruckt. Allerdings starb der legendäre Pianist, Komponist und 22-fache Grammypreisträger im Februar 2021, im Alter von 79 Jahren. Dieses Konzert widmen die Musiker des NDR Elbphilharmonie Orchester und Chefdirigent Alan Gilbert nun Coreas Andenken.
NDR | 2021 | 15 Min.
Komposition: Maurice Ravel
Autor:innen: Xaver Frühbeis, Julius Heile
Dirigent: Alan Gilbert
Orchester: NDR Elbphilharmonie Orchester
Eine Produktion des NDR, Norddeutscher Rundfunk