Fünf Bücher sind für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik nominiert: drei Romane, erstmals auch eine Graphic Novel und ein "Comic in Prosa". Deutschlandfunk Kultur stellt die Kandidaten für den Bücherpreis im Bereich Belletristik vor.
In dem fantastischen autobiografischen Graphic Novel Genossin Kuckuck spannt Anke Feuchtenberger den Bogen über eine Kindheit im Dorf Pritschitanow der 1960er-Jahre bis zur Privatisierung von Volkseigentum in den 1990ern. Unter dem Arbeitstitel "Ein deutsches Tier im deutschen Wald" hat die Autorin über ein Jahrzehnt an der Geschichte gearbeitet. Zum ersten Mal ist damit ein Graphic Novel für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.
Das Buch erschien am 4. September 2023 im Reprodukt Verlag.
Anke Feuchtenberger wurde 1963 in Ost-Berlin geboren und studierte von 1983 bis 1988 an der Kunsthochschule Berlin. Seit 1997 hat sie eine Professur an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg inne. Feuchtenberger trat als Comiczeichnerin hervor und begann in den 1990er-Jahren international auszustellen und zu publizieren. Mit der Schriftstellerin Katrin de Vries entwickelte sie Erzählungen wie Die kleine Dame (1997), Die Hure H (1996), Frau A in der großen Stadt (2002,) Die Hure H zieht ihre Bahnen (2003) und Die Hure H wirft den Handschuh (2007). Sie lebt in Hamburg und Vorpommern.
Wolf Haas erzählt die Geschichte seiner im Sterben liegenden, fast 95-jährigen Mutter. Die 1932 Geborene hat erlebt, was Eigentum bedeutet, wenn man keines hat. Die Inflation bescherten ihr schon als Kind ein Leben, das geprägt war von Armut, Arbeit und vor allem: Sparen, Sparen, Sparen. Anhand ihrer Geschichte, die zum Teil auch seine eigene ist, erzählt Wolf Haas en passant aber fundiert die Schreckensereignisse des 20. Jahrhunderts.
Das Buch erschien am 4. September 2023 im Hanser Verlag.
Wolf Haas wurde 1960 in Maria Alm am Steinernen Meer im Land Salzburg geboren. Ab 1979 studierte er an der Universität Salzburg zunächst Psychologie, später Germanistik und Linguistik. Für sein Werk erhielt er u. a. den Bremer Literaturpreis, den Wilhelm-Raabe-Preis und den Jonathan-Swift-Preis. Er veröffentlichte die Romane Das Wetter vor 15 Jahren (2006), Verteidigung der Missionarsstellung (2012) und Junger Mann (2017) sowie neun Brenner-Krimis, zuletzt Müll (2022). Drei seiner Kriminalromane gewannen den Deutschen Krimipreis. Wolf Haas lebt in Wien.
Inga Machel erzählt in ihrem ersten Roman vom tiefen Verlangen nach Nähe und Beziehung, aber auch vom Scheitern, von Schmerz, Wut und Trauer. Mario, der mit Mitte 20 seinen Vater verloren hat, glaubt ihn in einer Zufallsbegegnung in Berlin wiederzuerkennen. Er wird zum stillen, täglichen Begleiter des heroinabhängigen Mannes und begleitet seinen Lebenskampf am Rande der Gesellschaft. Inga Machel lässt Satz für Satz ein beinahe märchenartiges Kammerspiel entstehen, in dem Raum und Zeit, Vergangenheit und Zukunft, Rationalität und Gefühle ineinanderfließen.
Das Buch erschien am 30. Januar 2024 im Rowohlt Buchverlag.
Inga Machel wurde 1986 geboren und lebt in Berlin. An der Universität Hildesheim studierte sie Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Neben ihrer Tätigkeit als Heilpraktikerin für Psychotherapie war sie auch als freiberufliche Rundfunkautorin und Lektorin tätig. Ihre Erzählung Lieber A. wurde mit dem New German Fiction Prize ausgezeichnet und als Dear A. auch ins Englische übersetzt. Bei dem Online-Verlagslabel Tegel Media veröffentlichte sie die Erzählung Being with Paul. Auf den Gleisen ist ihr erster Roman.
Barbi Marković erzählt die Abenteuer von Mini und Miki im städtischen Alltag. Sie sind nicht von hier, bemühen sich aber, dazuzugehören und alles richtig zu machen. Dabei geht es um die großen und kleinen Albträume des Mittelstands, um Mobbing am Arbeitsplatz, den Horror des perfekten Familienfrühstücks und gescheiterten Urlaub. Die Lektüre lässt die Leserin bzw. den Leser sich gleichermaßen ertappt und verstanden fühlen.
Das Buch erschien am 6. Oktober 2023 im Residenz Verlag.
Barbi Marković wurde 1980 in Belgrad geboren, wo sie auch ihr Germanistik-Studium begann, das sie 2013 an der Universität Wien beendete. Sie lebt seit 2006 in der österreichischen Hauptstadt. 2009 machte Marković mit dem Thomas-Bernhard-Remix-Roman Ausgehen Furore. 2016 erschien der Roman Superheldinnen, für den sie den Literaturpreis Alpha, den Förderpreis des Adelbert-von-Chamisso-Preises sowie 2019 den Priessnitz-Preis erhielt. 2023 wurde Barbi Marković mit dem Kunstpreis Berlin für Literatur ausgezeichnet.
Mit Dana Vowickels Buch ist ein weiterer Debütroman für den Leipziger Buchmessenpreis nominiert. Sie erzählt in dieser mitreißenden Familiengeschichte zwischen jüdischer Tradition und deutschem "Gedächtnistheater" von großen und kleinen Lügen, Glücksmomenten und Enttäuschungen, Zuneigung und Schmerz. Die 15-jährige Margarita verbringt ihre Ferien wie jedes Jahr bei den Großeltern in den USA, will aber viel lieber zurück zu ihren Freunden und ihren Vater in Deutschland. Sie besucht ihre getrennt lebende Mutter in Israel, wo auch ihr Vater aufwuchs. Die gemeinsame Reise von Mutter und Tochter durchs Heilige Land reißt alte und neue Wunden auf und hält noch einige Überraschungen bereit.
Das Buch erschien am 20. August 2023 im Suhrkamp Verlag.
Dana Vowinckel wurde 1996 in Berlin geboren. Sie studierte in Berlin, Toulouse und Cambridge Linguistik und Literaturwissenschaft. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2021 wurde sie für einen Auszug aus Gewässer im Ziplock mit dem Deutschlandfunk-Preis ausgezeichnet. Für ihre Erzählung In my Jewish Bag erhielt sie beim Wettbewerb "L’Chaim: Schreib zum jüdischen Leben in Deutschland!" den ersten Preis. 2023 wurde ihr ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats zugesprochen. Dana Vowinckel lebt in Berlin.
"Mutige Entscheidungen" sieht der SWR2-Literaturredakteur Carsten Otte auf der Nominierten-Liste zur Leipziger Buchmesse 2024. Auf die Liste haben es viele Texte der Kategorie "Belletristik" geschafft, die früher nie nominiert worden wären, meint er weiter.
Jens Beckert: "Verkaufte Zukunft. Warum der Kampf gegen den Klimawandel zu scheitern droht" (11.03.2024)
Christina Clemm: "Gegen Frauenhass" (04.09.2023)
Tom Holert: "ca. 1972" Gewalt – Identität – Methode (04.03.2024)
Christina Morina: "Tausend Aufbrüche. Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er-Jahren" (27.09.2023)
Christiane Collorio (Hrsg.); Ines Geipel (Hrsg.); Ulrich Herbert (Hrsg.); Michael Krüger (Hrsg.); Hans Sarkowicz (Hrsg.): "Jahrhundertstimmen 1945-2000 – Deutsche Geschichte in über 400 Originalaufnahmen. Jahrhundertstimmen II" (27.09.2023)
Fünf Bücher sind für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung nominiert. Deutschlandfunk Kultur stellt die Übersetzerinnen und Übersetzer mit ihren Romanen, Erzählungen und Gedichten aus Welt- und kleinen Sprachen vor.