JR kennt das Gefühl, gesellschaftlich ein Nichts zu sein. Erst als er anfängt, seinen Namen auf die Wände zu sprayen, ändert sich das. Plötzlich hat er das Gefühl zu existieren. Die Streetart-Szene fasziniert ihn bald mehr als das Sprayen selbst. Er fotografiert seine Freunde, klebt heimlich Kopien ihrer Porträts an die Häuserwände. Was ihn treibt, ist eine Mission. Er will die Menschen am Rande der Gesellschaft sichtbar machen, will Grenzen einreißen – mit Kleister und Papier.
Seine Aktionen werden immer kühner. Weltweit macht er die Straßen zu seinem Museum. Paarweise klebt er Porträts von Israelis und Palästinensern auf beide Seiten der Grenzmauer. In Brasilien, in einer Favela vor Rio, bedeckt er die Fassaden mit den Augen von Frauen, die dort leben und gibt ihnen so ihr menschliches Antlitz zurück. Auch in Mexiko startet er eine spektakuläre Aktion. Riesengroß lässt er ein unschuldiges Kind über den Grenzzaun nach Amerika blicken.
Die Flüchtlingsströme begleiten ihn weiter als Thema. In München, dem Ort, an dem die Autorin dieser Dokumentation, Julia Benkert, JR begegnet, lässt er auf dem Odeonsplatz eine überdimensionale Plane mit dem Foto eines geflüchteten ukrainischen Mädchens entrollen.
BR | 2022 | 43 min.
Buch & Regie: Julia Benkert
Redaktion: Henning Weber
Leitung: Sylvia Griss
Eine Produktion des BR, Bayerischer Rundfunk