Wer war dieser Mann, der sich für alles Moderne seiner Zeit sehr interessierte, dabei aber sofort ahnte, wie Medien und Maschinen unser Leben verändern würden? Die Frage nach seinem Leben und Denken stellt sich, weil sein Werk so modern und aktuell ist: Wer wir sind, was wir tun und wer uns beherrscht, sind Fragen, denen wir bei Kafka in starken Bildern und mit großer Präzision begegnen: Hinter moderner, effizienter Geschäftigkeit lauert Sinnleere, das Nichts, hinter jedem Ich die Frage nach Identität und in jedem Staat, jeder Gesellschaft, im kleinsten Familienverband hat jemand die Macht. Beispiel: Maßlose Überwachung, später auch von George Orwell in 1984 geahnt und real geworden durch die NSA, und der Verlust von Privatsphäre sind bereits ein Thema in Kafkas "Prozess", geschrieben vor fast 100 Jahren.
Filmautorin Angelika Kellhammer unternimmt eine innere und äußere Reise zu Franz Kafka, begibt sich an authentische Orte in Prag und erreicht den verwunschenen Ort, an dem er am glücklichsten war: Zürau, ein kleines böhmisches Dorf, wo er, herausgetreten aus Zeit und Zwängen, acht Monate lang lebte, eine Phase, die zugleich eine Lebenswende war.
Es äußern sich – teilweise in Archiv-Fundstücken – zu Kafka und anderem: Reiner Stach, der derzeit wichtigste Kafka-Biograf, die Schriftstellerin Sybille Lewitscharoff, nach Selbstauskunft die größte Kafka-Bewunderin, der berühmte Filmregisseur Orson Welles, Kafkas vertrauter Freund Max Brod und die Pianistin Alice Herz-Sommer, die als Kind den etwas älteren Franz Kafka noch erlebt hat.
BR | 2015 | 44 Min.
Buch und Regie: Angelika Kellhammer
Redaktion: Rudolf von Bitter, Henning Weber
Eine Produktion des BR, Bayerischer Rundfunk