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Das Holocaust-Denkmal Berlin: Die Entstehung eines Mahnmals

Entstehung eines Mahnmals

Holocaust-Denkmal Berlin – Entstehung eines Mahnmals

Nach 15 Jahren intensiver Debatten, kontroverser Diskussionen und politischer Auseinandersetzungen beginnt im Jahr 2003 endlich der Bau des Denkmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin – auch bekannt als das Holocaust-Mahnmal. Ein historischer Meilenstein, und zunächst scheint alles nach Plan zu laufen.

Doch schon bald treten unerwartete Probleme auf, mit denen niemand gerechnet hat. Live dabei: ein Team des Südwestrundfunks, das exklusiven Zugang zur Entstehung eines der bedeutendsten Gedenkprojekte Deutschlands hatte. Die Serie dokumentiert die Herausforderungen und wirft einen Blick hinter die Kulissen: Sie begleitet Gremien, beobachtet hitzige Diskussionen und beleuchtet die vielen kleinen Konflikte, die plötzlich so groß werden, dass sie das gesamte Projekt ins Wanken bringen.

Baubeginn und erste Krise | Folge 1

Am 1. April 2003 war es so weit. Der Bau des "Holocaust-Denkmals" wurde begonnen. Der Architekt Peter Eisenman führt uns über das leere Feld mitten in Berlin. Er ist zufrieden. Die Stelen werden besichtigt, Peter Eisenman entscheidet sich für eine mit Graffitischutz, obwohl er nicht glaubt, dass man den braucht. Aber dann das Entsetzen: Der Graffitischutz stammt von der Firma Degussa, deren Vorgängerfirma im Dritten Reich Zyklon B geliefert hat – das Gas, mit dem über eine Million Juden vor allem in Auschwitz umgebracht wurden. Was tun? Den Bau des Mahnmals stoppen? Eine neue Ausschreibung initiieren. Das ganze Projekt scheint auf der Kippe zu stehen.

Ein Witz und seine Folgen | Folge 2

Die Entscheidung ist gefallen, das Denkmal wird weitergebaut – mit der belasteten Firma Degussa. Nicht alle sind darüber glücklich. In der nächsten Sitzung des Kuratoriums erzählt der Architekt Peter Eisenman zur Auflockerung einen Witz von seinem New Yorker Zahnarzt. Davon, dass die Firma Degussa auch Füllmaterial für die Zähne herstellt. Was er nicht weiß, die Vorgängerfirma der Degussa hat im Nationalsozialismus das Zahngold der ermordeten Juden verarbeitet. Die Situation eskaliert. Alexander Brenner, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, verlässt erbost den Raum. Kann es nach diesem Eklat noch ein vertrauensvolles Miteinander geben?

Nach der Eröffnung | Folge 3

Ein Jahr nach der Eröffnung. Nachgeschaut, wie das Denkmal mitten in Berlin angenommen wird. Die Besucherinnen und Besucher strömen. Zwischen den Stelen wird gedacht, innegehalten, aber auch gespielt – ganz wie der Architekt Peter Eisenman es sich gewünscht hat. Und natürlich diskutiert. Während die ausländischen Touristinnen und Touristen mehrheitliche begeistert sind, gibt es unter Deutschen viele kritische Stimmen durch alle Generationen: zu teuer, zu unverständlich, zu beliebig. Und natürlich wird auch wieder ein Schlussstrich gefordert. Aber spätestens im Ort der Information unter dem Stelenfeld dominieren andere Gefühle: Entsetzen über die Untaten, Erschütterung darüber, was Deutsche ihren jüdischen Mitmenschen sowie den Jüdinnen und Juden Europas angetan haben, Mitleid mit den Ermordeten.

Credits

SWR | 2025 | 3 Folgen à ca 30 Min.
Bildrechte: SWR
Eine Produktion des SWR, Südwestrundfunk

Logo SWR (Bild: SWR)
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