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Kino.to – Die verbotene Streamingrevolution

Podcast über die illegale Streamingplattform kino.to

Ein Leipziger Handwerker gegen die Filmindustrie

2008 startet ein Handwerker aus Leipzig eine Website, die Sehgewohnheiten für immer verändern wird. Bei einer Kiste Cola entsteht der erste illegale Streamingdienst Deutschlands. Bis heute profitieren Netflix und Co. von dieser Erfindung.

Die unglaubliche Story von Dirk B. und kino.to

Die Plattform erzieht eine ganze Generation zu Binge-Watchern und läutet das Streamingzeitalter ein, das heute Netflix & Co dominieren. Ein riesiger Erfolg, den kino.to-Erfinder und Schulabbrecher Dirk B. mit fetten Autos und einer Villa auf Mallorca feiert. Doch eines Tages steht das SEK in seinem Schlafzimmer – Dirk B. wurde von seinem eigenen Team verraten und kommt nach Jahren des Versteckspiels vor den Ermittlungsbehörden vor Gericht. Wenig später geht mit kinox.to eine exakte Kopie seiner Erfindung an den Start.

Million Dollar Baby: Wie ein selbsternannter Robin Hood uns zu Streamenden macht

Ende der 2000er-Jahre taucht eine kostenlose Website auf, die uns alle das erste Mal zu Streamern macht. Genutzt hat sie fast jeder, obwohl die Qualität der Filme oft mies war und jedem klar war: So richtig legal kann dieses Angebot nicht sein. Hostin Maxie war selbst kino.to-Userin – und stolpert Jahre später im Netz über ein kleines Buch, das von sich behauptet, die ganze Wahrheit über die Streamingseite und seine Macher zu erzählen. Aber ist die Story von kino.to wirklich die Heldengeschichte selbstloser Internet-Robin-Hoods, wie es das Buch vermittelt?

Breaking Bad: Auf der Suche nach den kino.to-Gründern

Die Suche nach den Menschen hinter kino.to gestaltet sich für Maxie schwieriger als gedacht. Zunächst will niemand vors Mikro, auch Gründer Dirk B. nicht. In einem Touristenort an der Ostsee und in Thüringen trifft sie dann doch Mitglieder des inneren Kreises der Seite und lernt mehr über ihre Motivationen: Der eine glaubte fest ans Netz als Ort der Community, der andere brauchte einfach Geld. Doch woher kam der Reichtum, den Gründer Dirk B. laut Buch mit Sportwagen, Yachtausflügen und einer Villa auf Mallorca feierte?

Titanic: der Kampf ums liebe Geld

Der rasante Erfolg von kino.to ruft bald Nachahmer auf den Plan, im Netz herrschen harter Konkurrenzkampf, Missgunst und Neid. Und nicht nur dort: Auch in Dirks Team regt sich Unmut. Während der Chef sich ein schönes Leben auf Mallorca gönnt, fühlen sich manche Mitarbeiter übergangen und ausgenutzt. Als Avit und der Programmierer ihren Kollegen einen Besuch abstatten, machen sie alles nur viel schlimmer. Kurz darauf erfahren die Ermittler der GVU endlich, wer hinter kino.to steckt. Was heißt das für Dirk und sein Team – und vor allem für kino.to?

House Of Cards: Dirk fliegt auf und die Community trauert um ihr Portal

An einem Morgen im Juni 2011 schreckt Dirk in seinem Wasserbett auf und blickt in die Läufe mehrerer Maschinenpistolen. Währenddessen landen die User von kino.to an diesem Tag in einer Sackgasse: Statt tausender Filmlinks erscheint eine Meldung der Kriminalpolizei. Die Community, das Hackerkollektiv Anonymous, aber auch Politiker sind empört. Was folgt, ist ein Gerichtsverfahren, das für alle Beteiligten Neuland ist – doch nur wenige Wochen später taucht eine Plattform auf, die fast exakt so aussieht wie ihr Vorgänger kino.to.

Skyfall: Das war nur der Anfang des illegalen Streamings

Trotz harter Urteile gegen die Gründer von kino.to geht das Geschäft mit illegalem Streaming weiter – und bekommt aktuell sogar wieder Aufwind. Obwohl oder vielleicht gerade weil es mittlerweile so viele legale Alternativen gibt. Wem schaden Seiten wie kino.to und welche Rolle spielen wir User dabei? Ist uns Film als Kunstform durch Streamingseiten heute weniger wert geworden – und stimmt es, was Gründer Dirk behauptet: Ohne kino.to gäbe es heute kein Netflix und Co.?

Über den Podcast mit Maxie Römhild und Tom Wlaschiha

In fünf Folgen recherchiert und erzählt die Investigativ-Journalistin und kino.to-Userin Maxie Römhild vom Aufstieg und Fall der Seite. Im Zentrum der Story steht der Leipziger Dirk B., der die Geschichte von kino.to in einer mutmaßlich selbstverlegten Biografie gern als persönlichen Geniestreich darstellt. Diese Behauptungen werden von Schauspieler Tom Wlaschiha ("Game of Thrones", "Stranger Things") zum Leben erweckt und von Maxie einer kritischen Überprüfung unterzogen.

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Der größte Gewinner war natürlich Dirk, mit seinen Millionen, die er da gescheffelt hat, auch wenn er davon jetzt nichts mehr hat. Aber ich sag mal, es ging allen am Ende nur um die Kohle. «

Marcus, Grafiker bei kino.to

Der Podcast beleuchtet Dirk B.s persönlichen Hintergrund und seine Motive – ein verschuldeter Handwerker, der Anfang der Nullerjahre in der Spielwiese Internet eine finanzielle Chance sieht – aber auch die seiner Verbündeten und vermeintlichen Gegenspieler, die immer wieder zu Wort kommen.

kino.to ist mehr als Cyber True Crime

Dabei ist die Serie mehr als nur eine Crime-Geschichte aus dem Internet: Es ist eine Geschichte von selbsternannten Robin Hoods, die sich aus Missgunst am Ende gegenseitig verraten, von überforderten Politikern und unklaren Gesetzen, von einer mit privaten Spenden kämpfenden Filmindustrie, von abschreckenden Anti-Piraterie-Kampagnen und bundesweiten Abmahnwellen.

Eine Medienkulturgeschichte des Internets

Selbst Ermittler, Filmindustrie und Fachjournalisten sagen heute: kino.to hat einen neuen Maßstab gesetzt und etwas geschaffen, das es vorher nicht gab. Wackelige Videos mit schlechtem Ton, heimlich abgefilmt in dunklen Kinos auf der ganzen Welt, prägten eine Generation und lassen uns bis heute über den Wert von Film im Netz diskutieren.

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Die Frage, die damals unbeantwortet war, ist: Wie organisieren wir, dass Leute im Netz Inhalte konsumieren können auf der einen Seite und auf der anderen Seite, dass eben die Urheberin dafür gerecht entlohnt wird und im besten Fall auch davon leben kann? Und diese Frage ist bis heute nicht geklärt. «

Anna Biselli, Co-Chefredakteurin netzpolitik.org

Das Geschäft mit den Raubkopien gibt es übrigens immer noch: 2023 wurden weltweit über 133 Milliarden mal Filme und Serien illegal gestreamt oder heruntergeladen – Tendenz steigend.

Credits

MDR, ARD Kultur | 2024 | 5 Folgen
Host: Maxie Römhild
Autorinnen: Maxie Römhild, Sophia Wetzke
Recherche: Tim Haas & Maxie Römhild
Creative Producer und Regie: Max Stern
Redaktion MDR: Marvin Standke
Redaktion ARD Kultur: Maria Mathias
Herstellungsleitung probono: Anja Görner
Herstellungsleitung MDR: Steffen Thier
Dramaturgie: Christina Ebelt & Sophia Wetzke
Mitarbeit: Marco Irrgang, Kim Plettemeier & René Fischell
Senior Producer probono: Jürgen Ohls
Musik: Jakob Hersch
Studioaufnahmen: Steffen Stark
Sound Design: Jakob Hersch, Steffen Stark und Max Stern
Covergestaltung: Lisa Berns
Distribution MDR: Katja Arnold, Richard Gleitsmann
Redaktionsleitung MDR: Ulivia Gattermann
Executive Producer: Max Stern für Studio Soma, Friedrich Küppersbusch für probono, Ulivia Gattermann für den MDR, Kristian Costa-Zahn für ARD Kultur
Quelle Zitate Dirk B.: "Die Wahrheit über kino.to. Was wirklich geschah – vom Gründer Dirk Böttcher", Peter L. Dojo, BoD – Books on Demand, 2021
Archivmaterial mit freundlicher Unterstützung von: Mitteldeutscher Rundfunk, Deutschlandfunk, Norddeutscher Rundfunk
Eine Koproduktion von Studio Soma und Probono im Auftrag von MDR und ARD Kultur.

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