Deutschsprachige Texte mit intellektuellem Anspruch, Gitarrenrock mit Gesellschaftskritik und eine ganz eigene Coolness: Die sogenannte Hamburger Schule ist eine der bedeutendsten Musikrichtungen der deutschen Popmusik-Geschichte. Tocotronic, Blumfeld, Die Sterne, Die Braut haut ins Auge oder Die Goldenen Zitronen – sie gehörten zu den wichtigsten deutschsprachigen Bands in den 1990er Jahren und sind zum Teil bis heute erfolgreich. Die Hamburger Schule hat Musiker*innen, bildende Künstler*innen und Filmschaffende beeinflusst, viele spätere deutschsprachige Indie-Bands hätten ohne sie niemals so große Erfolge feiern können.
Als St Pauli noch wild war und die Nächte voller Möglichkeiten, entsteht Anfang der 1990er-Jahre eine neue Musikrichtung: Kolossale Jugend oder Huah! gehören zu den ersten Bands der Hamburger Schule, die die deutsche Popmusik verändern wollten. Die Szene versteht sich durchaus als politisch, wird aber mit Die Sterne, Blumfeld oder Tocotronic auch kommerziell erfolgreich und in den Feuilletons gefeiert.
Die Geschichte der Hamburger Schule geht weiter: mit dem Aufstieg von Tocotronic und mit Debatten über den Spagat zwischen kommerziellem Erfolg und politischem Anspruch. Musikerinnen wie Bernadette la Hengst und Christiane Rösinger sprechen über die Rolle von Frauen auf der Bühne und hinter den Kulissen. Und es geht um den Einfluss der Hamburger Schule auf Kunst, Theater und Popliteratur.
Die Hamburger Schule entwickelte sich in den späten 1980er und 1990er Jahren im Hamburger Schanzenviertel und auf St. Pauli. Musikalisch ist die Strömung ist bekannt für ihre Mischung aus Indie-Rock und Punk. Sie hatte großen Einfluss auf die deutsche Musikszene und setzte auf deutsche Texte, die bewusst oft intellektuell-verkopft und ironisch waren. Der (z. T. auch kommerzielle) Erfolg der Hamburger Schule trug dazu bei, dass deutschsprachige Texte im Indie-Rock eine Chance haben sollten.
Auf der musikalischen Zeitreise kommen zu Wort: Rocko Schamoni, Dirk von Lowtzow und Jan Müller (Tocotronic), Bernadette la Hengst (Die Braut haut ins Auge), Frank Spilker (Die Sterne), Nixe Walsh (Huah!, Mobylettes), Christiane Rösinger (Lassie Singers), Daniel Richter (himself), Schorsch Kamerun und Ted Gaier (Die Goldenen Zitronen), Carsten Hellberg (Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs), Knarf Rellöm (Huah!) u. a.
NDR, ARD Kultur | 2024
Autorin: Natascha Geier
Produktionsleiterin: Ariane Dreysse
Redaktion: Niels Grevsen (NDR), Kai Winn (ARD Kultur)
Eine Produktion von NDR und ARD Kultur