Das English Theatre Frankfurt sollte per Räumungsklage durch die Commerzbank aus seiner Spielstätte ausziehen. Wie kann die Rettung des Theaters gelingen?
Seit Jahren wird über Gentrifizierung und die explodierenden Immobilien-Preise in deutschen Großstädten diskutiert. Investoren, die das Ruder übernehmen; Innenstädte, die immer leerer werden; Kulturorte, die aufgrund steigender Kosten abwandern müssen. Ein aktueller Fall ist das English Theatre Frankfurt (ETF). Das Theater gilt als größte englischsprachige Bühne auf dem europäischen Festland mit bis zu 70.000 Zuschauerinnen und Zuschauern jährlich. Bekannt und beliebt ist es vor allem für seine Musical-Produktionen: mit Ensembles, die extra aus dem Londoner Theater-Viertel West End eingereist kommen. Doch nun ist seine Existenz in Gefahr.
Das ETF sollte seine bisherige Spielstätte in den Kellerräumen eines Frankfurter Wolkenkratzers verlassen. Der Grund: Die Commerzbank, die zuerst Besitzer und später Mieter des Hochhauses war, gab ihren Standort auf und musste den Turm leer an den neuen Eigner übergeben, das Immobilienkonsortium CapitaLand aus Singapur. ETF-Intendant Daniel Nicolai weigerte sich, das Gebäude zu verlassen und verwies auf einen Vertrag aus dem Jahr 1999, der dem English Theatre Bleiberecht garantiert. Die Commerzbank reagierte mit einer Räumungsklage, denn CapitaLand wollte das Gebäude renovieren. Es ist ein ungleicher Machtkampf.
"Kapitalland" handelt von mehr als diesem konkreten Fall. Die Geschichte steht exemplarisch für die Verdrängung von Kultur durch Kapital und zeigt, was diese für die Entwicklung von Städten und das Leben in ihnen bedeuten kann.
hr | 2024 | 30 Min.
Autorin: Agata Pietrzik
Mitarbeit: Florine Sascha Mahmud
Aufnahmeleitung: Nadine Smith, Sven Clasen
Produktioinsleitung: Sabrina Hempel
Redaktion: Simon Broll, Dorothee Ott
Eine Produktion des hr, Hessischer Rundfunk