Orte und Worte – Inspirierende Schreib-Orte

Podcast

Orte und Worte: Literaturschaffende an ihren Lieblingsorten

Ein Buch, ein Ort, eine Begegnung: Wir sprechen mit Autorinnen und Autoren über ganz persönliche Themen, ihre aktuellen Bücher, das Schreiben und die kreative Arbeit. Und das immer an einem ungewöhnlichen Ort.

Barbi Markovic über den "Minihorro" in der Geisterbahn

Seit sie den Preis der Leipziger Buchmesse für "Minihorror" gewonnen hat, nennt sich Barbi Markovic eine "Olympiaschriftstellerin". Die Belgrader Autorin stolpert von Interview zu Interview, arbeitet gleichzeitig an mehreren Projekten, sie schreibt Romane, Theaterstücke und Hörspiele.

In ihrem Comic-Roman "Minihorror" nimmt sie die Comics mit Mini und Miki als Blaupause und entführt Leser/innen in die gruseligen Untiefen des Alltags - von Verwandtenbesuch bis Ikeabestellung. Am Ende sind Zeichungen und Tipps für weitere Horrorgeschichten - die Tipps trägt sie auch vor.

In ihrem nächsten Buch geht es um Fußball und den Zerfall Jugoslawiens. Stephan Ozsváth ist mit der Autorin im Wiener Prater Geisterbahn gefahren.

Mit Stefanie de Velasco im Park am Gleisdreieck

"Diese kinderfreie Perspektive, die fand ich so gar nicht erzählt", sagt Stefanie de Velasco – und hat ihn einfach selbst geschrieben, den Roman über drei Frauen Mitte 40, die sich bewusst und zufrieden gegen Kinder entschieden haben. Anne-Dore hat Stefanie im Park am Gleisdreieck getroffen, in dem weite Teile des Buches spielen. Sie laufen durch die Schrebergärten, entdecken ein Bett, das im Baum hängt und setzen sich ins geschlossene Café Eule. Ein Gespräch über Lebensentwürfe, die Symphonie der Großstadt, Schreibkrisen und selbstgewählte Familien.

Mit Tilman Birr auf den Spuren von Loriot in Berlin-Charlottenburg

"Wie sind Sie hier reingekommen?" ist nicht nur ein Zitat aus einem Film von Loriot, sondern auch der Titel des neuen Romans von Kabarettist, Musiker, Lesebühnen-Autor und Schriftsteller Tilman Birr. Er erzählt darin von einem jungen Mann, der mit 20 aus der Provinz nach Berlin zieht und sich hier durch einen Zufall mit Vicco von Bülow anfreundet – ohne zunächst zu wissen, dass er es mit dem berühmten Komiker Loriot zu tun hat. Das Buch ist ein witziger Ritt durch die Nullerjahre in der Hauptstadt, ein Berlin-Roman, eine Satire und eine Loriot-Hommage. Nadine sagt: "Ich musste wirklich mehrfach laut loslachen beim Lesen". Sie ist mit Tilman Birr zum ehemaligen Wohnhaus von Loriot gegangen und hat mit ihm über Humor, Lesebühnen, Berlin und Bücher gesprochen.

Deniz Ohde entspannt sich in der Leipziger Stadtbücherei

Bibliotheken sind für Deniz Ohde zum einen Orte der Entspannung und zum anderen Orte zum Arbeiten. Schon als Kind war die Bücherei ein Lieblingsort für die Schriftstellerin. Mittlerweile stehen ihre eigenen Werke in den Regalen zum Ausleihen. Deniz lebt seit 2011 in Leipzig und nimmt Nadine mit in die Stadtbibliothek. Gemeinsam machen sie sich auch auf die Suche nach anderen Büchern, die sie empfehlen möchten.

Mit Elias Hirschl im Wiener Café Jelinek 

Elias Hirschl hat einen dystopischen Roman geschrieben, der auf alte Bergbau-Industrie die neue Start-Up-Welt setzt. In "Content" geht es um die Produktion von sinnlosen Inhalten für eine Internet-Welt, in der es vor allem um eins geht: Aufmerksamkeit. Stephan Ozsváth hat ihn im Wiener Café Jelinek getroffen, wo Elias Hirschl auch schreibt. Ein Gespräch über die perversen Blüten von Internet- und Startup-Kultur, Schreibstrategien und über das Musikmachen während der Pandemie.

Im Messetrubel mit Nora Krug

Als am 24. Februar 2022 der Großangriff auf die Ukraine begann, hat Nora Krug Kontakt aufgenommen zu zwei Menschen: einer ukrainischen Journalistin aus Kiew und einem russischen Künstler aus St. Petersburg. Ein Jahr lang begleitet sie die beiden mit Texten und Illustrationen – jetzt erschienen als "Im Krieg. Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg".

Anne-Dore hat Nora Krug am Stand des Penguin Verlags auf der Leipziger Buchmesse getroffen und mit ihr gesprochen: über visuellen Journalismus, Illustrieren und Beleuchten, über Mitläufertum und Graubereiche und kollektive Schuld – und warum es sie immer wieder beschäftigt, wie einzelne Menschen zum Lauf der Geschichte beitragen.

Auf der Leipziger Buchmesse mit Dilek Güngör

Vor einem Jahr haben wir unseren rbb Bücher-Podcast zum ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse präsentiert. Nun kehren wir mit vielen Folgen im Gepäck zurück. Nadine spricht mit Dilek Güngör über "A wie Ada", das neue Buch der Schriftstellerin und Journalistin, die 1972 in Schwäbisch-Gmünd geboren wurde und in Berlin lebt. Bekannt wurde sie mit ihren Zeitungskolumnen über ihre deutsch-türkische Familie. Für "Vater und ich" war sie 2021 für den Deutschen Buchpreis nominiert.

"A wie Ada" erzählt in Miniaturen, Szenen, Anekdoten und Erinnerungen das Leben einer Frau zwischen der Sehnsucht nach Zugehörigkeit und der Suche nach einem eigenen Weg. Zwischen Herkunft und Zukunft, Fremd-Sein und Geborgenheit.

Mit Paula Fürstenberg im Berliner Techno-Club "About Blank"

Tanzen und Schreiben sind zwei Gegensätze, die sich anziehen, sagt Paula Fürstenberg. Beides ergänze sich gut und schaffe einen Ausgleich, den sie brauche. In ihrem neuen Roman "Weltalltage" erlebt die Erzählerin einen Moment der Befreiung auf dem Dancefloor. Sie leidet unter einer chronischen Krankheit und erlebt ihren eigenen Körper hier von einer ganz neuen Seite.

Deshalb lag es für Nadine und Paula auf der Hand, die Nähe einer Tanzfläche zu suchen. Sie haben sich im Techno-Club "About Blank" in Friedrichshain getroffen, im Osten von Berlin, und sich über Körper, Körpersprache und Krankheit unterhalten, übers Tanzen, die Liste als Literatur, über Nachwendekinder und Freundschaft als Familienmodell.

Mit Stefanie Sargnagel im Wiener Gürtel-Kaffeehaus Weidinger

Iowa - ein Ausflug nach Amerika. So heisst das neue Buch von Stefanie Sargnagel. Die Bestsellerautorin aus Österreich hat einen Arbeitsaufenthalt im Mittleren Westen, bei dem sie von der Berliner Musikerin Christiane Rösinger begleitet worden ist, zu einem Buch gemacht. Heraus kam eine Art Reisereportage im unverwechselbaren Sargnagel-Stil (lakonisch, witzig, mit dem Blick für´s Absurde, aber auch das Soziale), Frauen-WG-Report und Expedition in das echte Amerika. Stephan Ozsváth ist mit der Wienerin abgetaucht in ihre Kindheit am Wiener Gürtel, ihre kollektive Schreibpraxis im Kaffeehaus und die Abgründe menschlicher Existenz bei der Telefonauskunft.

Hans-Gerd Koch blättert im Fotoalbum der Kafkas

In Berlin kann man jetzt im Fotoalbum der Familie Kafka spazieren gehen: Der Kafka-Forscher und Autor Hans-Gerd Koch hat Originalfotos von Franz Kafka im Kreis seiner Familie zusammengestellt. Bevor die Ausstellung in der Staatsbibliothek Unter den Linden offiziell die Tore öffnete, hat er Anne-Dore durch die Räume geführt. Sie sprechen über Kafkas Verhältnis zu seiner Familie, betrachten das vermutlich letzte Foto, das von Kafka aufgenommen wurde (im Kaufhaus Wertheim in Berlin), und Hans-Gerd Koch erzählt, warum er auch fast schon zur Familie Kafka gehört.

Michael Köhlmeier im Wiener Literatencafé "Sperl"

In den 1920er Jahren schickten die Bolschewiki Hunderte Intellektuelle auf sogenannten "Philosophenschiffen" ins Exil, um sie später nicht umbringen zu müssen, wie Trotzki erklärte. Auf einem solchen Schiff ist auch die Hauptfigur des Romans, eine 14-Jährige aus St.Petersburg, die mit ihren Eltern ins Exil geht. Auf dem Oberdeck entdeckt sie einen prominenten Fahrgast: Es ist Lenin selbst. Sie wird Zeuge des – fiktiven – Mordes an Lenin. In den Gesprächen mit ihm entpuppt er sich als paranoider alter Mann, gezeichnet von Schlaganfällen und Misstrauen. Mittlerweile ist aus der 14-Jährigen eine greise Stararchitektin geworden. In Rückblenden erzählt sie im vornehmen Wiener Bezirk Hietzing einem Schriftsteller – dem Alter Ego Michael Köhlmeiers - ihr bewegtes Leben. Stephan Ozsváth spricht mit dem Autor Michael Köhlmeier über seinen neuesten Roman "Das Philosophenschiff", wieviel Lenin in Putin steckt, das Leben als Schriftstellerpaar und den frühen Tod seiner Tochter Paula.

Nachtspaziergang mit Alem Grabovac

Smilja träumte eigentlich von einem angenehmen Ruhestand, nach einem Leben als jugoslawische Gastarbeiterin am Fließband, begleitet von zweifelhaften Männern. Der Vater von Alem Grabovac ist ein bosnischer Säufer und Taschendieb und für die Kinderbetreuung denkbar ungeeignet. Und so gibt Smilja ihren Sohn Alem zu deutschen Pflegeeltern. Ein neuer Mann taucht auf, Dušan. Er säuft, er ist gewalttätig. Als er stirbt, bricht Smiljas Welt zusammen. Sie hört seinen Geist im Schrank, wendet sich einem kroatischen Wunderheiler zu, der vorgibt, nur durch seinen Blick zu heilen. Ein Buch über Heimat, Hoffnungen, und Herausforderungen in der Fremde.

Mit Mely Kiyak im Maxim Gorki Theater

Mely Kiyak ist gerade in aller Munde, weil die Schriftstellerin 2022 gesammelte Kolumnen unter dem Titel: "Werden Sie uns mit dem FlixBus deportieren?" veröffentlicht hat. Darin denkt sie über Rechtsextremismus, rechte Radikalisierung und ihre Folgen nach, lange bevor die Correctiv-Recherchen öffentlich geworden sind. Das Buch zur Stunde, sagen gerade viele. Mely Kiyak aber hat aufgehört, politische Kolumnen zu schreiben. Warum, erzählt sie Nadine im Maxim-Gorki-Theater, dem Ort, dem sie sich künstlerisch und menschlich verbunden fühlt. Vor allem aber reden die beiden über Melys neuen Roman: "Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an". Nach "Frausein" von 2020 erzählt die Schriftstellerin hier von einer Vater-Tochter-Beziehung und dem Kampf gegen Krebs.

Mit Lene Albrecht am May-Ayim-Ufer in Berlin über Kolonialismus sinnierend

Die Spuren des Kolonialismus sind auch in Berlin überall zu finden – wenn man danach sucht. Die Schriftstellerin Lene Albrecht zeigt Nadine eine Anlegestelle aus dem 19. Jahrhundert am Spreeufer in Friedrichshain-Kreuzberg.

Von hier legten einst Boote ab, um Berlinerinnen und Berliner 1896 in die Kolonialausstellung im Treptower Park zu bringen, wo Menschen ausgestellt wurden wie im Zoo. Auf diese Geschichte ist Lene Albrecht bei den Recherchen zu ihrem neuen Roman "Weiße Flecken" gestoßen. Darin reist eine junge Berlinerin nach Togo um zu Fluchtursachen und Migration zu forschen und wird mit den Folgen des Kolonialismus konfrontiert. Schon bald befragt sie vor allem sich selbst und ihre Identität als weiße Europäerin. Lene Albrecht war selbst eine Zeitlang in Togo und verfolgt in ihrem Roman auch Spuren ihrer eigenen Familiengeschichte.

Grenzgänge: Mit Iris Wolff an der Gedenkstätte Berliner Mauer

"Bücher sind Archive gegen das Vergessen", sagt Iris Wolff und kehrt selbst in ihren Romanen immer wieder zurück an Orte ihrer Kindheit: Rumänien, Siebenbürgen, ins Banat. In ihrem neuen Roman "Lichtungen" erzählt sie von Lev und Kato und ihrer engen Verbindung über Jahrzehnte und vom Aufwachsen hinter dem Eisernen Vorhang. Wie lebt es sich in einer Diktatur? Wie sehr wird das private Leben, das Lieben davon geprägt? Und wenn eine Grenze aufgeht, sollte man sie dann überschreiten?
Anne-Dore und Iris Wolff treffen sich an der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße und sprechen über Erinnerung und Recherchereisen, über Geschichten, die mitauswandern und die Frage, warum Wolff den Roman dieses Mal rückwärts erzählt hat. Am Ende steigen sie gemeinsam auf den Aussichtsturm und sehen hinab auf einen Original-Abschnitt des früheren Grenzstreifens.

Unterwegs in der Markthalle mit Nataša Kramberger

Die Bäume blühen zur Unzeit, die Flüsse treten über die Wasser, der Himmel öffnet seine Schleusen, Waldbrände, Stürme, Dürre, Hitze. Der Klimawandel zeigt sich überall, auch in Slowenien, wo Nataša Kramberger einen Biobauernhof betreibt und Umweltkurse veranstaltet. Im Winter lebt sie in Berlin und schreibt. Dieser Essay ist ein poetisches Plädoyer für einen partnerschaftlichen Umgang mit der Natur. Stephan Ozsváth hat die Autorin in der Marheineke-Markthalle in Berlin-Kreuzberg - auf dem Weg zu einer Lesung - getroffen.

Mit der Übersetzerin Ursula Gräfe in Haruki Murakamis Welten

Am 12. Januar feiert Haruki Murakami nicht nur seinen 75. Geburtstag, er beschenkt sich und seine Leserinnen und Leser auch mit einem neuen Roman: "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer". Ursula Gräfe überträgt seit mehr als 20 Jahren Haruki Murakamis Bücher ins Deutsche und kennt sich aus im Kosmos des japanischen Bestseller-Autors. Zusammen mit der Übersetzerin betritt Nadine Murakamis Welten – die sich fließend im magischen Raum zwischen Wirklichkeit und Irrealem bewegen.

Mit Jan Peter Bremer im Kreuzberger Bethanien

In seinem neuen Buch kehrt der Berliner Schriftsteller Jan Peter Bremer in seine Kindheit in die Provinz zurück – sie war die Inspiration für seinen Roman "Nachhausekommen". Ein Junge zieht mit seinen Eltern in eine Künstlerkolonie im Wendland. In der Schule wird er ausgegrenzt, Weltsichten prallen aufeinander, und es dauert lange, bis er seinen Platz findet. Ein kunstvoller, melancholisch-komischer coming-of-age Roman über ein Künstlerkind, das selbst zum Künstler wird.

Anne-Dore hat Jan Peter Bremer im Kunstraum Bethanien getroffen, dort saß früher die Edition Mariannenpresse, in der 1987 Bremers erstes Buch erschien. Sie setzen sich auf die Stufen im Treppenhaus und sprechen über Kreuzberg als Sehnsuchtsort, Schreiben als Rettung und das Gefühl, an einem Ort zuhause zu sein.

Der große Orte und Worte Jahresrückblick in der Küche

Nadine, Anne-Dore und Stephan treffen sich diesmal in Nadines Küche und lassen bei Erbsenrahmsuppe, Rotkohl-Pilz-Strudel und Cremant das Literaturjahr an sich vorüberziehen. Sie erinnern sich an Begegnungen mit Autorinnen und Autoren wie Paul Maar, Judith Hermann oder Ulrike Draesner. Sie sprechen über ihre Literatur-Highlights 2023 und über Themen, die sie bewegt haben in 36 Folgen Orte und Worte. Jede Menge Büchertipps haben die drei auch versteckt und Anne-Dore hat extra eine Orte-und-Worte-Torte gebacken.

Alle älteren Folgen des Podcast "Orte und Worte" finden sich in der ARD Audiothek zum Nachhören.

Orte und Worte, die Schreibende damit verbinden

Unsere Hosts Nadine Kreuzahler, Anne-Dore Krohn und Stephan Ozsvath treffen unsere Gäste an Plätzen, die wichtig sind als Schauplatz oder Inspiration, mit dem Schwerpunkt in Berlin und Brandenburg. Die Challenge: Die Hosts stellen das aktuelle Buch in einer Minute vor. Das Extra: Host und Gast bringen ihre persönlichen aktuellen Lieblingsbücher mit.

Credits

rbb | 2023 | 14-täglich
Hosts: Nadine Kreuzahler, Anne-Dore Krohn, Stephan Ozsvath
Eine Produktion des rbb, Rundfunk Berlin-Brandenburg

Logo rbb (Bild: rbb)
Ein junger Mann liegt lesend auf einem Sofa. Young man relaxing on sofa with book.

Themenwelt Literatur

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