Gefühlt gibt es das Radio seit langem. Stand es doch schon bei den Urgroßeltern in der Küche. Aber mit seinen 100 Jahren ist es eigentlich ein junges Medium, das vor allem rasend schnell erwachsen wurde.
Radio kann nachhaltige Eindrücke hinterlassen – so, wenn es von historischen Ereignissen berichtet. Manchmal wird es gar Teil der Geschichte, gibt das Signal für Revolutionen, bewegt Menschen massenhaft.
Irgendwo dudelt doch immer ein Radio im Hintergrund, denn es bestimmt unsere Stimmung, anregend oder entspannend. Tatsächlich war es gar nicht so einfach, die Musik im Radio zum Klingen zu bringen.
Das junge Radio bringt anfangs, was es schon gibt: Vorträge, Opernaufführungen, Nachrichten. Aber bald wird ein ganz neues Genre entwickelt, das sich allein auf die Höreindrücke verlässt: Das Hörspiel.
In den 1920er-Jahren saßen Familien am Küchentisch mit Kopfhörern rund ums Radio. Es folgten Volksempfänger, Transistorradio, Radio-App. Jede neue Technik bedeutete weniger Rauschen und mehr Mobilität.
Der Stimme kann sich niemand entziehen. Dies macht das Radio zu einem Medium, das von den Mächtigen dieser Welt gerne als Propagandainstrument missbraucht wurde.
Die wöchentliche Bundesligakonferenz beweist: Radio ist für Sportübertragungen wie gemacht. Emotionale Reportagen, dynamisch, packend, schnell. Das hatten die Radiopioniere schon früh erkannt.
Seit seinen Anfängen sendet das Radio auch für Kinder. "Onkel Tobias vom RIAS", "Tante Jo und ihre kleine Bande" oder "Familie Findig" prägten Generationen. Bedeutend schwerer hat es da der Jugendfunk.
Erst in den 1950ern dämmerte es den Programmverantwortlichen, dass das Publikum nach 22 Uhr ein ganz spezielles ist. Bis heute hat das Radio nachts seine persönlichsten und tiefsinnigsten Momente.
Werbung im Radio kann nervig oder witzig sein. Ginge es aber nicht auch ohne? Oder ist die Werbung vielleicht sogar für die Entwicklung des Radios doch wichtiger, als man denkt?
Illegal senden – das ging vom Meer aus immer am leichtesten. Daher auch der Name "Piratensender". Manche sendeten aus Spaß und wegen der Musik, andere hatten eine politische Agenda.
Soll für das "Zeitzeichen" eine Oper unterbrochen werden? Und müssen Blitzermeldungen sein? Nützliche Informationen gehörten von Anfang an zum Radio. Manche waren umstritten, manche wurden Kult.
Nicht Politik und Information – Unterhaltung bestimmte den Rundfunk in seinen Anfängen. Und so starteten seit den 1950er-Jahren auch viele bekannte Fernseh-Entertainer ihre Karriere im Radio.
Kultur gehört seit den Anfängen des Radios unbedingt dazu. Aber für wen, wie viel und welche Kultur soll es sein: ernste oder leichte, junge oder klassische? Darüber wird bis heute debattiert.
Bei seiner Geburt war der Rundfunk mit vielen Hoffnungen und Visionen verbunden. Nun, 100 Jahre später, muss er sich neu erfinden. Vom "wunderbaren Werkzeug der Mitteilung" zum "Kommunikationsapparat"?
MDR / SWR / RBB | 2023 | 15 Folgen
Autoren: Sven Hecker, Tomas Fitzel, Max Knieriemen
Sprecherin und Sprecher: Birgit Klaus, Ole Steffen
Regie: Günter Maurer, Sven Hecker
Zitate: Paula Scheschonka, Andreas Herrler
Redaktion: Steffen Brück (RBB Kultur), Gabor Paal (SRW Wissen), Stefan Nölke (MDR Kultur und Jugend)
Eine Gemeinschaftsproduktion von MDR, SWR und rbb für die ARD